Ex-Minister vorn
Johnson und Hunt gehen ins Rennen um May-Nachfolge
Das Ringen um die Nachfolge der zurückgetretenen Premierministerin und Tory-Chefin Theresa May geht allmählich in die Zielgerade. Von den ursprünglich zehn Bewerbern sind nur noch zwei im Rennen. Dabei hat Ex-Außenminister und Brexit-Befürworter Boris Johnson seit Beginn die Nase deutlich vorn, Außenminister Jeremy Hunt hat wohl nur noch Außenseiterchancen. Bis Ende Juli soll feststehen, wer Theresa May als Tory-Chef und Premierminister beerben wird.
Johnson vereinigte am Donnerstag im fünften Wahlgang 160 Stimmen auf sich. Auf den zweiten Platz kam der derzeitige Außenminister, Jeremy Hunt, mit 77 Stimmen. Umweltminister Michael Gove schied aus.
Jetzt sind die Tory-Mitglieder am Zug
Die rund 160.000 Parteimitglieder sollen jetzt bis Ende Juli per Briefwahl entweder Johnson oder Hunt zum neuen Vorsitzenden bestimmen. Zuvor sollen sich die beiden Finalisten bei etwa 15 regionalen Konferenzen den Tory-Mitgliedern vorstellen. Johnson gilt als überaus beliebt an der Parteibasis. Ihm wird zugetraut, Brexit-Wähler, die sich von den Konservativen abgewendet haben, wieder zurückzugewinnen. Der 55 Jahre alte Johnson will das Abkommen für den EU-Austritt nachverhandeln, was Brüssel aber strikt ablehnt. Sollte das nicht gelingen, will er am 31. Oktober wohl ohne Deal ausscheiden - mit drastischen Folgen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche.
Hunt hatte beim Brexit-Referendum vor drei Jahren gegen den EU-Austritt gestimmt, kurze Zeit später aber eine Wandlung zum Brexit-Befürworter vollzogen. Viele glauben, dass er sich damit schon in Position bringen wollte für die May-Nachfolge. Als Außenminister gelang es ihm, die europäischen Verbündeten mit ähnlich provokativen Äußerungen gegen sich aufzubringen wie sein Vorgänger Boris Johnson.
Johnson für Wortwitz und Tollpatschigkeit bekannt
Johnson war einer der Wortführer für den Brexit vor der Volksabstimmung im Jahr 2016. Die Briten hatten sich damals mit knapper Mehrheit für die Trennung von der EU ausgesprochen. Der einst auch unter liberalen Wählern populäre Ex-Bürgermeister von London ist für Wortwitz, aber auch Tollpatschigkeit bekannt. Seine Zeit als Außenminister ist in keiner guten Erinnerung. Johnson ist alles andere als ein geborener Diplomat. Die Liste seiner Fehltritte ist lang. Beispielsweise wird ihm vorgeworfen, das Schicksal einer im Iran inhaftierten Britin mit doppelter Staatsangehörigkeit durch eine unbedachte Äußerung verschlimmert zu haben.
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