Morde, überfüllte Camps, Unterversorgung - die Flüchtlingslage auf dem Balkan kollabiert. Tausende gestrandete Migranten wollen jetzt aus der Region flüchten. Folge: Schleuser stecken Illegale wieder vermehrt in Lkw - warnt Anti-Schlepperboss Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt vor einem neuen A4-Drama.
Drei Morde in zwei Wochen. Die Opfer: afghanische Flüchtlinge, die als Schlepper tätig waren. Motive der Taten: Streit um die Einnahmen. „Mittlerweile keine Seltenheit in Belgrad. Viele Migranten wollen gar nicht weiterziehen. Sie nutzen den Aufenthalt, um ihre Landsleute und andere Flüchtlinge abzukassieren. Sei es für Unterkünfte oder Kontakt-Telefonnummern“, erklärt Belgrads ehemaliger Polizeichef Marko Nicovic.
„Stimmung ist gekippt“
Illegale Geschäfte, die zusätzliche Probleme in den ohnehin überfüllten Camps und auf den Straßen auslösen, wie Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt weiß: „Auch die Stimmung der serbischen und bosnischen Bevölkerung gegenüber den Migranten ist gekippt. Man ist nicht mehr bereit, den Flüchtlingen zu helfen – weil es auch immer öfter zu Gewalttaten von Flüchtlingen an Einheimischen kommt.“
Eine angespannte Situation also, die nun für Aufbruchsstimmung sorgt - und bei Experten die Alarmglocken schrillen lässt. Zumal die Bilder vom Drama auf der A4 im Sommer 2015 in den Köpfen verankert sind: „In Bosnien und Serbien warten aktuell jeweils rund 6000 Flüchtlinge. Sie haben Angst, verlieren die Geduld und wollen nun schnellstmöglich die Region in Richtung EU verlassen“, so Tatzgern. „Schlepper haben aufgrund der Nachfrage leichtes Spiel - und stecken die Migranten wieder vermehrt in Lkw und Vans ...“
Klaus Loibnegger, Kronen Zeitung
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