Endlich wurde das preisgekrönte Werk »Wage Slaves« (Lohnsklaven) ins Deutsche übersetzt. Der Avant-Verlag hat den Graphic Novel rund um die Arbeitsausbeutung, gerade mit Augenmerk auf Migranten, unter dem Namen „Von Unten“ ins Verlagsprogramm aufgenommen und so die Geschichte von Daria Bogdanska einem breiteren Leserfeld zur Verfügung gestellt.
Als Daria in ihren Zwanzigern nach Schweden, besser gesagt nach Malmö zieht, wird sie bald in Arbeitsverhältnissen landen, die nicht so weit von purer Ausbeutung und Sklaverei entfernt sind. Neben dem Hochschulstudium für Comiczeicher muss natürlich irgendwie Geld her. Als Migrantin in einem fremden Land nicht ganz so einfach.
Chefs die nicht bezahlen, sondern sich einfach nach einem Saisonjob nicht mehr melden, Arbeitgeber, die sie weder beim Amt anmelden, noch auf eine faire Bezahlung Rücksicht nehmen. Zusammen mit der Journalistin Johanna, die sie über eine Anzeige kennen lernt und mit der Gewerkschaft Sveriges Arbetares Centralorganisation (SAC) wehrt sie sich gegen die unfaire Behandlung und erstritt sich unter anderem Lohnnachzahlungen. Mittlerweile ist Daria Bogdanska eine Galleonsfigur der Arbeiterbewegung in Schweden.
„Er bezahlte denjenigen den geringsten Lohn, die am Verzweifelsten waren“
Gerade das Machtverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Migranten ist sehr steil. Die Möglichkeiten Menschen unters Joch zu spannen ist 2019 nach wie vor erschreckend simpel und vielfältig. Nicht nur in Schweden sind Praktiken wie Lohnenthaltung, Überstunden und Gewalt gängig. Arbeitsverträge und Lohnabrechnungen gibt es kaum, daher ist ein Nachweis der Ausbeutung kaum möglich. Mithilfe von Gewerkschaften, Beratung und aufmerksamen Behörden wird schon seit Jahren versucht dagegen vorzugehen, aber bis jetzt nur mit mässigem Erfolg.
„... elendes Leben unter sklaven-ähnlichen Bedingungen“
Es beginnt mit einer WG. Einem Zimmer inmitten von veganen Hippies, eine Matratze als erster Einrichtungsgegenstand. Daria ist in Malmö angekommen und möchte dort nicht nur Kultur und Land kennenlernen, sondern sich auch ihr Studium finanzieren. Komplizierte Bürokratie macht es ihr fast unmöglich einen normalen Job zu finden, zum Glück wissen ihre Freunde - die in eben so prekären Verhältnissen arbeiten - zu helfen.
So zählt sie einmal die Fahrräder, arbeitet bei einem Stand eines Festes und schafft es zwischen Drei-Schicht-Tagen noch irgendwie sozial zu sein und in der Hochschule aufzuschlagen. Dass das Leben in einer Generation, in der Bezahlung keine Handschlagqualität mehr hat, mehr als nur schwierig sein kann, wird hier ebenso schonungslos dargestellt, wie die Sehnsucht nach einem stabilen Umfeld und fortwährender Freundschaft.
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Als autobiographische Erzählung lernen wir nicht nur zerrüttete Arbeitsverhältnisse und den Kampf für Gerechtigkeit kennen, wir erfahren auch mehr über das abenteuerliche Leben der Mittzwanzigerin Daria. Mit eng zusammen gedrückten Zeichnungen und abwechselnd in Englisch und Deutsch - Der Bilingualität ihres Umfelds geschuldet - schafft sie auf 200 Seiten mehr als nur die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Sie erzählt die Geschichte einer ganzen Generation.
Bogdanska, ISBN: 978-3-945034-93-4, Avant Verlag
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