Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerdebildern überhaupt - es gibt kaum einen Österreicher, der nicht wenigstens zeitweise davon geplagt wird
Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule stellen ein großes sozialmedizinisches Problem dar. Denn fast jeder hat im Laufe seines Lebens kleinere oder auch größere Probleme mit seinem Rücken. Diese führen nicht nur zu unterschiedlich starker Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern letztlich auch zu erstaunlich vielen Krankheitstagen und beträchtlicher Belastung unseres Gesundheitssystems.
Die Ursachen sind vielfältig
Es hat viele Gründe, warum es so ein „Kreuz mit dem Kreuz“ ist. An erster Stelle muss genannt werden, dass die Wirbelsäule eigentlich gar nicht für den aufrechten Gang konzipiert wurde. Eine große Rolle spielt weiters die Tatsache, dass die „gesunde Ernährung“ der Bandscheiben nur durch einen ausgewogenen Wechsel zwischen Bewegung und Ruhephasen optimal erfolgen kann. Zuletzt sind immer öfter auftretendes Übergewicht und die deutlich gestiegene Lebenserwartung für den Anstieg dieser Art von körperlichen Beschwerden zu nennen. Der überwiegende Anteil dieser Probleme verursacht bei Betroffenen lokale Schmerzen und stellt im Grunde eine Domäne der konservativen Medizin dar. Physikalische Maßnahmen, Bewegungstherapien, orthopädische Behandlungen und medikamentöse Schmerztherapie sind die Optionen, welche Patienten zur Verfügung stehen. Ganz wichtig erscheint es mir, hier darauf hinzuweisen, dass aktive Bewegungstherapie nicht nur vorbeugend, sondern auch in der Schmerzphase eine besonders große Bedeutung hat. Leider wollen die meisten Betroffenen aber lieber von medizinischem Personal behandelt werden als aktiv zur Genesung beizutragen.
Wenn die Bänder auf die Nerven drücken
Bei einem kleinen Teil der Beschwerden besteht folgendes Problem: Es können durch Überlastung nach innen verdickte Bänder (vergleichbar mit einer inneren Hornhaut) die Nerven im Bereich der Lendenwirbelsäule und Nerven und Rückenmark in der Halswirbelsäule einengen. Wenn die natürlichen Reserveräume aufgebraucht sind, entstehen beim Druck auf die Nerven dann Schmerzen und in weiterer Folge neurologische Ausfälle. Bei der medizinisch genannten „Claudicatio spinalis“ oder spinalen Schaufensterkrankheit wird durch Vorbeugen des Oberkörpers der Wirbelkanal der Lendenwirbelsäule etwas weiter und die Beschwerden gelindert. Ist das Rückenmark eingeengt, vermag auch eine schmerzlose Gangunsicherheit - eventuell kombiniert mit Gefühlsstörung an allen vier Extremitäten- die Folge zu sein. In beiden Fällen ist ein operativer Eingriff, eine so genannte chirurgische Dekompression, zu erwägen beziehungsweise bei ausgeprägten Beschwerden unumgänglich.Vorbeugung und frühe Behandlung nötigIn Anbetracht der Häufigkeit von degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass der Großteil dieser Probleme durch frühzeitige und konsequente Vorbeugung (viel Bewegung vom Kindesalter an, Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur sowie Hintanhalten von Übergewicht) vermieden werden kann.
Dr. Gedeon Perneczky, Kronen Zeitung
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