Schwere Vorwürfe gegen eine Flüchtlingsbetreuerin in Niederösterreich: Die Frau soll einen Burschen aus Afghanistan sexuell missbraucht haben. Die zuständige Behörde des Landes sei erst eineinhalb Jahre, nachdem Zeugen Vorwürfe erhoben hatten, informiert worden.
„Die Anzeige durch das Land Niederösterreich ist beim Landeskriminalamt eingelangt. Ermittlungen werden durchgeführt“, teilte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner am Mittwoch auf Anfrage mit. Im Zuge der Erhebungen sollen nun die Verdächtige und Zeugen einvernommen werden.
„Wir müssen Liebe beenden“
Ende 2017 sollen mehrere Zeugen den „Bezirksblättern“ zufolge Vorwürfe gegen eine Mitarbeiterin erhoben und der Leitung der Einrichtung von einer sexuellen Grenzüberschreitung zwischen einer Betreuerin und einem damals 13-jährigen Flüchtling berichtet haben. Eine Betreuerin der Unterkunft im Industrieviertel habe SMS mit Liebesbotschaften wie „Ich liebe dich“ und „Unsere Liebe darf nicht sein, wir müssen sie beenden“ auf dem Handy des Jugendlichen gefunden. Zwei Bewohner sagten demnach aus, sie hätten die beiden „mehrmals alleine im Nachtdienstzimmer ,erwischt‘“ und der 13-Jährige habe das Zimmer „mit offener Hose“ verlassen.
Die Leitung soll daraufhin die Mitarbeiterin und den Jugendlichen zu einem Gespräch gebeten haben. Die Frau gab laut dem Bericht zu, dass ihre „Beziehung über das professionelle Maß hinausginge, es aber nie zu einer sexuellen oder gar Liebesbeziehung kam“. Vielmehr fühle sie sich dem 13-Jährigen mütterlich verbunden. Der Jugendliche soll die Vorwürfe ebenfalls bestritten haben: „Sie sei ,seine Bezugsperson‘“, die er „wie seine Mutter liebt“.
„Sofort alle Maßnahmen gesetzt“
Die zuständige Behörde des Landes Niederösterreich sei von der Leitung der Einrichtung nicht informiert worden. Erst in der Vorwoche habe sie davon Kenntnis erlangt. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Fachabteilung informiert wurde, „sind sofort alle Maßnahmen gesetzt worden“, hieß es aus dem Büro von Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) auf APA-Anfrage.
Es sei ein Kontaktverbot von Betreuerin und Jugendlichem ausgesprochen worden, zudem wurde veranlasst, dass die Beschäftigte bis zur Abklärung des Sachverhalts auch in keiner anderen Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge arbeitet. Außerdem wurde die Verlegung der unbegleiteten Minderjährigen in andere Quartiere in Absprache mit der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe auf den Weg gebracht. Weitere Auskünfte wurden vom Büro Waldhäusl mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht erteilt.
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