Die Polizei in Deutschland hat den landesweit größten Online-Drogenshop zerschlagen. Die Plattform „Chemical Revolution“ sei bei umfangreichen „operativen Maßnahmen“ zwischen Mitte Februar und Ende Mai abgeschaltet worden, teilten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt am Freitag mit. Elf mutmaßlich Verantwortliche seien festgenommen worden, der Server sichergestellt.
Ausgangspunkt der Ermittlungen war den Angaben zufolge die Festnahme eines 26-Jährigen aus Brandenburg an der Havel im Frühjahr 2018, der mit Suchtgift handelte. Bei diesem seien in Hessen und Niedersachsen große Mengen an Drogen gefunden worden, darunter 50 Kilogramm Amphetamin, zwei Kilogramm MDMA, zahlreiche Ecstasy-Tabletten, Heroin, Kokain und LSD-Trips. Diese habe der Verdächtige für „Chemical Revolution“ aufbewahrt und für den Versand vorbereitet.
Im Rahmen der sich an die Festnahme anschließenden Ermittlungen seien zehn weitere mutmaßliche Angehörige von „Chemical Revolution“ identifiziert worden. Hauptverdächtiger ist demnach ein 26 Jahre alter Mann aus dem Landkreis München, der zuletzt auf Mallorca seinen Wohnsitz hatte. Dieser sei Ende Mai festgenommen worden und sitze seitdem in Untersuchungshaft.
Bei den übrigen mutmaßlichen Mitgliedern der Bande handelt es sich nach BKA-Angaben um einen 43 Jahre alten Niederländer, der für die Beschaffung von Rauschgift zuständig gewesen sein soll sowie zwei 44 und 32 Jahre alte polnische Kurierfahrer. Außerdem wurden fünf Männer im Alter von 24 bis 34 Jahren aus Hamburg und ein 35-Jähriger aus dem brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming festgenommen.
Den Festgenommenen wird der bandenmäßige Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen. Allein während den eineinhalb Jahre andauernden Ermittlungen seien auf „Chemical Revolution“ rund zwei Millionen Euro umgesetzt worden.
Drogen weltweit zum Versand angeboten
Der Hauptverdächtige soll den Online-Shop aufgebaut und die Drogen weltweit zum Versand angeboten haben. Die Käufer bezahlten demnach mit der Kryptowährung Bitcoin. Die weiteren Verdächtigen sollen Drogen beschafft, den Versand organisiert oder Kuriertätigkeiten übernommen haben.
„Chemical Revolution“ unterschied sich in manchen Dingen kaum von legalen Internetshops, wie der Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main, Georg Ungefuk, erläuterte. Es gab Mengenrabatt, Kundenkommentare zur Qualität und Extra-Sparwochen für Speed. Allerdings lief die Bezahlung über die Kryptowährung Bitcoin, ausgeliefert wurde per Post und oft an fingierte Briefkästen. Dabei nutzen Käufer und Verkäufer die Anonymität großer Wohnanlagen: Ein ansonsten ungenutzter Briefkasten bekommt ein neues Schloss und wird mit einem falschen Namen beklebt.
Weitere Anbieter im Fokus
Die Geschäfte liefen über das offen zugängliche Internet, aber auch über das Darknet, wie Ungefuk sagte. Neben dem Verkauf über den eigenen Online-Shop sollen die Täter auch auf der Darknet-Plattform „Wall Street Market“ mit Drogen gehandelt haben. Dieser Shop war von der Polizei in diesem Frühjahr ausgehoben worden. Ziel des Bundeskriminalamts sei es, weitere Drogen-Onlineshops auszuheben. Die Ermittler hätten weitere Anbieter im Blick. An den Ermittlungen waren neben verschiedenen deutschen Polizeibehörden auch die Polizei in den Niederlanden, Polen, Frankreich und Spanien beteiligt.
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