Alles ist möglich

EU-Topjobs: Sondergipfel soll Durchbruch bringen

Ausland
30.06.2019 11:13

Nach einer fünfwöchigen Hängepartie soll ein EU-Sondergipfel am Sonntagabend den Streit über die Nachfolge von Kommissionschef Jean-Claude Juncker endlich beilegen. Chancen auf das mächtige Amt hat offenbar der niederländische Sozialdemokrat Frans Timmermans. Der deutsche Anwärter, der CSU-Politiker Manfred Weber von der Europäischen Volkspartei (EVP), ist für einen anderen Topjob im Gespräch.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Samstag von einer möglichen Lösung mit Weber und Timmermans gesprochen. Die beiden hatten ihre Parteienfamilien als Spitzenkandidaten in die Europawahl Ende Mai geführt, und das Europaparlament will nur einen der Spitzenkandidaten als Chef der EU-Kommission wählen. „Auf jeden Fall sind die beiden Spitzenkandidaten Teil der Lösung, und das ist ganz wichtig“, sagte Merkel beim G20-Gipfel im japanischen Osaka.

Frans Timmermans (Bild: APA/AFP/INA FASSBENDER, krone.at-Grafik)
Frans Timmermans
Manfred Weber (Bild: AP, krone.at-Grafik)
Manfred Weber
Margrethe Vestager (Bild: AFP, krone.at-Grafik)
Margrethe Vestager
Michel Barnier (Bild: AP, krone.at-Grafik)
Michel Barnier

Viele Namen für Juncker-Nachfolge im Gespräch
Um Junckers Nachfolge beworben hat sich auch die dänische Liberale Margrethe Vestager, die aber nicht alleinige Spitzenkandidatin ihrer Parteienfamilie war. Viele andere Namen wurden seit der Europawahl immer wieder genannt, darunter Brexit-Unterhändler Michel Barnier, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, Weltbank-Managerin Kristalina Georgiewa oder die Regierungschefs der Niederlande, Mark Rutte, und Kroatiens, Andrej Plenkovic.

Macron ist Gegner des Spitzenkandidaten-Prinzips
Vor allem der französische Präsident Emmanuel Macron ist Gegner des Spitzenkandidaten-Prinzips, das dem direkt gewählten EU-Parlament großen Einfluss gibt. Macron stellte sich bei zwei Gipfeln im Mai und Juni auch vehement gegen den Deutschen Weber, obwohl dessen EVP bei der Wahl stärkste Partei geworden war. Die „Welt am Sonntag“ meldete, Weber sei nun für den Posten des Kommissionschefs aus dem Rennen. Genannt wurde der CSU-Politiker stattdessen zuletzt für das Amt des EU-Parlamentspräsidenten oder eines Ersten Vizepräsidenten der Kommission.

(Bild: EPA)

Auch Rats-, Parlaments- und EZB-Präsident gesucht
 Neben dem Amt des Kommissionspräsidenten - einer Art Regierungschef der EU - sind nämlich noch weitere Spitzenposten zu besetzen: Gesucht werden Präsidenten für den Europäischen Rat, das EU-Parlament und die Europäische Zentralbank sowie ein neuer Außenbeauftragter. Der Gipfel soll ein Personalpaket schnüren aus Männern und Frauen, verschiedenen Parteien und unterschiedlichen EU-Regionen. Einige der Kandidatennamen für die Juncker-Nachfolge könnten für andere Posten infrage kommen.

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