Es herrscht Krieg

Taxler gegen Uber: Der Kampf um den Taxameter

Digital
01.07.2019 06:00

Seit Uber jeden zum Taxilenker macht und zu anderen Preisen fährt, brodelt es gehörig in der Taxibranche. Der Nationalrat will nun Taxi und Mietwagen in einem Gewerbe vereinen.

In Ägypten ist die Taxifahrt am billigsten, in der Schweiz am teuersten. Österreich liegt im Europa-Schnitt etwa in der Mitte (siehe Grafik unten). Und doch fährt in der Bundeshauptstadt seit fünf Jahren der Zug - pardon, das Taxi - anders.

Infografik: Wo ist Taxifahren am teuersten - und wo am billigsten? Zum Vergrößern klicken! (Bild: Kronen Zeitung, stock.adobe.com, Maps4News/HERE, Peter Tomschi)
Infografik: Wo ist Taxifahren am teuersten - und wo am billigsten? Zum Vergrößern klicken!

Seither bietet der Fahrdienstleister Uber nämlich günstige Taxifahrten an - und nützt bis dato eine Grauzone: Er „verpartnert“ sich mit Mietwagenunternehmen, die dem US-Unternehmen Fahrer und Autos zur Verfügung stellen. Mietwagenfahrer können den Preis selbst festsetzen. Das stößt Taxiunternehmern, die an den Einheitstarif gebunden sind, sauer auf. Nun herrscht Krieg.

Blitzblanke App
Der Kunde macht da keinen Unterschied, er schaut auf den Preis und freut sich über die moderne Uber-App. Sascha K. twittert: „Mein letzter Uber-Fahrer war ausgesucht höflich, sein Taxi blitzblank und er brachte mich direkt zum Ziel.“ Auch auf Twitter findet der Taxi-Krieg einen breiten Schauplatz, im Online-Voting halten Taxis bei 51 Prozent Zustimmung, Uber bekommt derzeit 49 Prozent.

(Bild: AP)

Was bringt die Novelle?
Der Verkehrsausschuss des Nationalrats beschloss vor Kurzem die Zusammenlegung von Taxi- und Mietwagengewerbe. Das Plenum muss das noch in der Nationalratssitzung, die nächste Woche stattfindet, absegnen. „Taxischein“ und Preisbindung wären dann Pflicht.

„Das schafft faire Wettbewerbsbedingungen“, sagt Gökhan Keskin, Taxi-Obmann in der Wirtschaftskammer Wien, der u. a. 2100 Taxiunternehmer vertritt. Ein Einheitsgewerbe stimmt Martin Essl, Uber-Chef Austria (siehe Interview unten), dagegen bedenklich: „Für den Kunden bedeutet das weniger Wahlmöglichkeiten, sinkende Qualität und höhere Preise.“ Auch die Bundeswettbewerbsbehörde und Ökonomen wollen kein Einheitsgewerbe.

(Bild: Getty Images/Photos Com (Symbolbild))

Schauplatz Linz: „Wettbewerb ist ok, aber alle sollen die gleichen Bedingungen haben“, heißt es hier unter Taxiunternehmern. Uber ist für sie noch neu, denn der Fahrdienstleister ist in Linz erst seit Kurzem unterwegs.

Der Schock: „Diese niedrigen Preise gehen sich nicht aus, da könnte ich keinen einzigen Mitarbeiter bezahlen“, ist Taxi-Unternehmerin Renate Ragger (siehe Interview unten) erbost. Ja, es kriselt nun auch außerhalb Wiens.

Uber-Österreich-Boss Martin Essl im Talk
Der Steirer Martin Essl arbeitete u. a. für Siemens, Sony, Twitter. Seit Herbst 2018 lenkt er Uber durch Österreich.

Martin Essl leitet die Geschäfte von Uber Österreich. (Bild: Uber)
Martin Essl leitet die Geschäfte von Uber Österreich.

„Krone“: Eine App, die Auskunft über den Fahrpreis, über Wartezeit und Route gibt, ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Uber bei den Kunden.
Martin Essl: Momentan arbeiten wir mit knapp 300 lokalen, professionellen und lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmern zusammen. Zusammen beschäftigen diese rund 3000 Fahrer, welche unsere App nutzen.

Wie ist die arbeitsrechtliche Situation der Fahrer?
Die Fahrer sind in aller Regel sozialversicherungspflichtig angestellte Arbeitnehmer unserer lokalen Partnerunternehmen. Sie werden nicht von Uber, sondern von den Partnern für ihre Leistungen vergütet.

(Bild: AP)

Was schätzen Kunden denn so an Uber?
Die einfache, transparente Bestellung und Abwicklung via App. Als Uber-Nutzer sieht man vor der Fahrt den exakten Fahrpreis und die geschätzte Wartezeit und kann zwischen Fahrzeugkategorien auswählen. Die App zeigt alle Details zu Fahrer, Fahrzeug und Fahrt an.

Wenn die Gewerbe-Zusammenlegung kommt, zieht sich Uber zurück?
Wenn das Gesetz in der vorliegenden Form in Kraft tritt, werden wir Services wie UberX nicht mehr wie bisher anbieten können. Hunderte lokale Unternehmer und deren Fahrer werden einem existenziellen Risiko ausgesetzt.

Taxi-Unternehmerin Renate Ragger im Talk
Blick nach Linz: Renate Ragger hat seit fast 20 Jahren ein Taxiunternehmen. Sie mag ihren Job, merkt aber, dass die Konkurrenz steigt.

Renate Ragger ist Taxiunternehmerin in Linz. (Bild: Horst Einöder)
Renate Ragger ist Taxiunternehmerin in Linz.

„Krone“: Wie wichtig sind für Ihr Einkommen Stammkunden?
Renate Ragger: Sie sind für mich ganz wichtig. Ich mache für viele immer wieder Patienten- und Krankentransporte. Da kann ich direkt mit der Kasse abrechnen.

Steigt die Konkurrenz?
Ja, das ganz sicher. Die Fahrtstrecken werden auch kürzer.

Ihre längste Fahrt bisher?
Da muss ich nachdenken, aber ich glaube, auf den Flughafen nach München.

(Bild: Andreas Graf (Symbolbild))

Sind alle Ihre Fahrgäste gesprächig?
Es gibt Gäste, die sehr gerne reden. Ich unterhalte mich ja auch gerne, das gehört für mich zur Dienstleistung dazu! Es gibt natürlich welche, die eher schweigsam sind. Und das respektiere ich natürlich ebenso.

Wo sitzt man als Fahrgast im Auto?
Bei uns in Oberösterreich sitzt der Gast am Beifahrersitz vorne. In Wien ist es für den einzelnen Fahrgast üblich, dass er sich hinten auf den Rücksitz setzt.

Ist Uber ein großes Thema am Taxistand?
Ja, natürlich. Aber so wie die das machen, das geht gar nicht! Das ist für die Branche sehr schlecht. Ich muss als Unternehmerin sagen: Diese niedrigen Preise gehen sich nicht aus, da könnte ich keinen einzigen Mitarbeiter bezahlen.

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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