Schon in der Geschichte sahen Bürger die Akademiker als elitäre Schicht. Der kostenfreie Zugang zu den Universitäten für alle war eine Revolution, „Citizen Science“ (CS), also Bürgerwissenschaft, geht noch einen Schritt weiter: Wissenschaftliche Projekte werden unter Mithilfe oder autark von interessierten Amateuren durchgeführt. „Wir wollen uns der Gesellschaft öffnen und sie sogar in Forschungsprojekte einbinden“, formulieren Daniel Dörler und Florian Heigl das übergeordnete Ziel von CS. Die beiden von Obergurgl restlos begeisterten Jungwissenschaftler sind maßgeblich am Aufbau des CS-Network Austria beteiligt und gründeten die Plattform „Österreich forscht“. In jener Website sind die Forschungsprojekte aufgelistet.
400 Citizen Scientists beobachten Pilze
Beispiel gefällig? Das aktuelle Projekt der Uni Wien „Pilzfinder“, das auch in Obergurgl präsent war. „Durch die Klimaerwärmung verschiebt sich auch zunehmend das Pilzvorkommen und das Artenspektrum“, erläutert Projektchefin Irmgard Greilhuber, „diese Veränderungen in der Pilzwelt sollen jetzt erfasst werden.“ Laien aus der Bevölkerung, so genannte Citizen Scientists, liefern seit einem Monat pilzfloristische und phänologische Daten, die in die Datenbank der Pilze Österreichs übernommen werden. Greilhuber: „Die Mithilfe der Bürger ist in vielen Projekten enorm wichtig. Zum Projekt Pilzfinder haben sich bereits rund 400 Interessierte gemeldet.“ Citizen Scientists sammeln mit ihren Beobachtungen Daten, sind auch oft in die Auswertung eingebunden und arbeiten fallweise sogar an der Entwicklung der Fragestellungen mit. So arbeiten zur Zeit 200 Imker an einem Virenmonitoring ihrer Bienen.
135 Schüler tauchten in Welt der Wissenschaft
Die internationale Konferenz mit ihren Workshops und Vorträgen hatte im Wesentlichen die Forcierung der Öffnung nach außen zum Ziel. Geradezu symbolisch dafür war die Einladung der Schulen des Bezirkes Imst zum „Aktionstag“ am Freitag. 135 Schüler sind diesem Angebot gefolgt und spielten für einen halben Tag Nachwuchsforscher. Bei perfekten Wetterbedingungen lernten sie an mehreren Stationen Forschung zum Angreifen kennen. Die Sprachwissenschaftlerin Barbara Heinisch nahm etwa mit der Frage „Wie sogt ma bei eich?“ die deutsche Sprache mit ihren Varietäten unter die Lupe. Auch die Schwedische Kerbameise hatte ihren Platz. Sie war nämlich Protagonistin des ersten CS-Projektes des Naturparkes Ötztal. Vor vier Jahren machten die Ötztaler Schüler ein Monitoring zu ihrem Vorkommen. Sie lotste eigentlich die CS-Community in die wunderbare Location Obergurgl.
Hubert Daum
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