„Verheerende Folgen“

Wie eine neue Industrie die Weltmeere bedroht

Ausland
03.07.2019 09:20

Eine neue Industrie gefährdet die Lebensräume von Meerestieren: Durch Tiefseebergbau wollen Staaten Metalle und Mineralien fördern, die in den Tiefen der Meere vergraben sind. Gleichzeitig könnte Tiefseebergbau zur Klimaerhitzung beitragen, indem die Industrie die in den Meeresböden gespeicherten Kohlenstoffmengen freigibt.

Die Tiefseebergbau-Industrie steht kurz davor, die Metalle auf dem Meeresgrund abzubauen - 2020 sollen die letzten Rahmenbedingungen für die Industrie ausverhandelt werden. Doch diese birgt das Risiko katastrophaler und möglicherweise irreversibler Umweltschäden, sowohl an den Abbaustandorten als auch darüber hinaus. Die Artenvielfalt in der Tiefsee und das Ökosystem selbst sind bisher zu wenig erforscht, um entsprechende Risiken zu minimieren.

Zusätzlich könnte Tiefseebergbau zur Klimaerhitzung beitragen. So kann es durch den Abbau zu einer Freisetzung des in Tiefsee-Sedimenten gespeicherten Kohlenstoffs kommen. Tiefseesedimente sind ein wichtiger langfristiger Speicher für den „blauen Kohlenstoff“. Dabei handelt es sich um jenen Kohlenstoff, der von den Meereslebewesen auf natürliche Weise absorbiert wird und von dem ein Teil beim Tod dieser Lebewesen auf den Meeresboden getragen wird. Protokolle von Industrie-Meetings zeigen, dass die Tiefseebergbau-Industrie selbst bereits festgestellt hat, dass die Zerstörung endemischer Ökosysteme erhebliche Hindernisse für die Entwicklung der Industrie darstellen. Gebremst wird Tiefseebergbau dadurch allerdings nicht.

Salpen (Bild: © Greenpeace / Gavin Newman)
Salpen
Salpen (Bild: © Greenpeace / Gavin Newman)
Salpen

„Potenziell verheerende Folgen“
Nunu Kaller, Sprecherin bei Greenpeace in Österreich: „Wir wissen mehr über den Mond als über die Tiefsee. Das, was wir jedoch kennen, ist eine faszinierende Schatzkammer tief unten im Dunkeln, wo überraschend viel Leben existiert. Doch nun wollen große Bagger diesen faszinierenden Lebensraum zum Industriegebiet umwandeln - mit potenziell verheerenden Folgen für die Tiefsee und die Lebewesen, die dort zu Hause sind.“

Schwarze Koralle (Bild: © Greenpeace / Gavin Newman)
Schwarze Koralle
Schraubensabelle (Sabella Spallanzanii) (Bild: © Greenpeace / Gavin Newman)
Schraubensabelle (Sabella Spallanzanii)

Abbaugebiet elfmal so groß wie Österreich
Derzeit wird Tiefseebergbau noch von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) reguliert. Obwohl bis heute noch kein Abbau stattfindet, hat die ISA bereits 29 Explorationslizenzen unter anderem an China, Südkorea, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Russland vergeben. Diese Lizenzen umfassen ein Gebiet von rund einer Million Quadratkilometer im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean - auch in Regionen, die ökologisch besonders werttvoll sind, wie etwa die „Verlorene Stadt“ in der Nähe des Mittelatlantischen Rückens. Die geplante Abbaufläche ist rund elfmal so groß wie Österreich. Konzerninteressen scheinen dabei vor Meeresschutz zu stehen - bis heute hat die ISA noch keinen einzigen Lizenzantrag für Tiefseebergbau abgelehnt.

Gelbe Haarqualle (Bild: Alexander Semenov)
Gelbe Haarqualle
Schirmqualle (Bild: © Alexander Semenov)
Schirmqualle

Notwendiges UN-Hochseeschutzabkommen
Ein globales Hochseeschutzabkommen von den Vereinten Nationen soll bis zum Jahr 2020 beschlossen werden. Ein starkes Abkommen würde die Grundlage für die Errichtung von Meeresschutzgebieten auf Hoher See bilden. Und das ist dringend notwendig: Wissenschaftler fordern, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der Meere unter Schutz stehen müssen, damit diese nicht komplett aus dem Gleichgewicht geraten. Bislang ist nur rund ein Prozent der Hohen See tatsächlich vor Industrien geschützt - regionale Schutzmechanismen auf hoher See versagen.

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