Kampf um Tripolis
Dutzende Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager
Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingslager nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis sind in der Nacht auf Mittwoch nach Angaben der UNO 44 Menschen getötet und etwa 130 weitere verletzt worden. Unter den Trümmern werden noch weitere Opfer vermutet. Die von der UNO anerkannte Regierung in Tripolis beschuldigt den abtrünnigen General Khalifa Haftar, der seit April eine Offensive zur Eroberung der libyschen Hauptstadt anführt. „Die Schuld für die Dutzenden Toten trägt der Kriegsverbrecher Haftar“, hieß es in einer Stellungnahme. Haftars Libysche Nationalarmee bestreitet, das Flüchtlingslager bombardiert zu haben.
In dem betroffenen Teil des Lagers, das sich in der Nähe eines Militärstützpunkts befindet, seien rund 150 Migranten aus Sudan, Eritrea und Somalia untergebracht gewesen, berichtete ein Reporter des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera. Das Flüchtlingshochkommissariat UNHCR äußerte sich „extrem besorgt“ angesichts der Berichte über den Luftangriff auf das Flüchtlingslager. „Zivilisten sollten nie als Ziele genommen werden“, twitterte das UNHCR Libyen mit. Im April hatten bewaffnete Männer im Süden von Tripolis bereits ein Migranten- und Flüchtlingslager angegriffen und mehrere Menschen verletzt.
Nach Gaddafi kam das Chaos
In dem ölreichen Libyen in Nordafrika herrscht acht Jahre nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi Chaos. Die NATO hatte dort 2011 unter einem UN-Mandat in den Bürgerkrieg eingegriffen und zum Sturz Gaddafis beigetragen. Mangels Plänen für die Zeit nach Gaddafi entstand ein Machtvakuum, das Milizen, Banden und die Terrormiliz Islamischer Staat ausnutzten.
Bei Kämpfen wurden seit April mehr als 700 Menschen getötet und 4400 verletzt. Rund 70.000 Menschen wurden durch die Kämpfe vertrieben. Haftar hat bereits weite Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht. Nun will er laut eigenen Angaben, die Hauptstadt von „islamistischen Milizen“ befreien. Tatsächlich stützt sich die sogenannte Regierung der Nationalen Übereinkunft von Premierminister Fajis as-Sarradsch Die Aussichten auf eine politische Lösung des Konflikts stehen derzeit sehr schlecht.
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