Bangen vor „Big One“

Heftiges Beben schreckte Millionen Kalifornier auf

Ausland
05.07.2019 10:47

Das schwerste Erdbeben seit 20 Jahren hat am Donnerstag den Süden Kaliforniens erschüttert. Der Erdstoß war von Los Angeles bis nach Las Vegas zu spüren, schreckte Millionen Menschen auf und beschädigte ein Bomben-Testgelände der US-Marine „erheblich“. Nach Angaben der Erdbebenwarte USGS hatte das Beben eine Stärke von 6,4. Mehr als hundert Nachbeben trafen die Wüstenregion Death Valley rund 240 Kilometer nordöstlich von Los Angeles, weitere werden befürchtet. „Erstmals habe ich mich gefragt, ob das ,The Big One‘ sein könnte“, twitterte eine Regisseurin - „The Big One“, das ist das seit Jahren befürchtete Beben verheerenden Ausmaßes.

Ridgecrest nahe dem Death-Valley-Nationalpark, wo das Epizentrum in einer Tiefe von 10,7 Kilometern lag, wurde am stärksten erschüttert. Nach Angaben der Behörden im Bezirk Kern County trafen zahlreiche Notrufe in der Kleinstadt ein. In Geschäften stürzten Regale ein, Häuser wurden beschädigt, auf einigen Straßen taten sich Risse auf. Mehrere Menschen erlitten leichte Verletzungen, es gebe aber keine Berichte über Todesopfer oder Schwerverletzte, sagte die Bürgermeisterin gegenüber CNN. Besonders hart traf es allerdings einen Bewohner der Kleinstadt: Sein Haus ging nach dem Beben in Flammen auf.

Austritt gefährlicher Substanzen auf Bomben-Testgelände
Das Zentrum des Bebens befand sich in unmittelbarer Nähe zu einem 445.000 Hektar großen Bomben-Testgelände der US-Marine mit Namen China Lake. Es habe „erhebliche Schäden“ auf der Anlage gegeben, darunter Brände und den Austritt gefährlicher Substanzen, erklärte ein Vertreter der Einrichtung.

Erde bebte am Unabhängigkeitstag, Stars in Sorge
Der heftige Erdstoß am Unabhängigkeitstag der USA am 4. Juli, einem Feiertag, schreckte auch in Los Angeles, das rund 240 Kilometer entfernt liegt, die Einwohner auf. „Das war ein großes“, schrieb die Sängerin Lana Del Rey kurz nach dem Beben auf Twitter. Auch Popstar Mariah Carey war betroffen. „Ich komme aus New York, ich kann damit nicht umgehen“, so die Sängerin.

Regisseurin Ava DuVernay: „Zum ersten Mal an ,The Big One‘ gedacht“
Sie habe ihr ganzes Leben in Los Angeles verbracht, dies sei der längste Erdstoß gewesen, den sie je gespürt habe, schrieb Regisseurin Ava DuVernay in einem Tweet. Zum ersten Mal habe sie gedacht, dies könnte „The Big One“ sein. Damit sprach sie ein gefürchtetes Großbeben an, das Seismologen Kalifornien seit Längerem vorhersagen. Für die Wissenschaftler ist es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein katastrophales Erdbeben die großen Metropolen an der Küste treffen und vermutlich wohl auch in ein Chaos stürzen wird.

Letztes großes Beben in L.A. mit zahlreichen Toten und Millionenschäden
Das letzte größere Beben in Südkalifornien ereignete sich 1999 in der dünn besiedelten Mojave-Wüste. Der Erdstoß der Stärke 7,1 richtete kaum Schäden an. Ein heftiges Beben in Los Angeles mit tödlichen Folgen liegt gut 25 Jahre zurück. Bei dem Northridge-Beben im Jänner 1994 mit einer Stärke von 6,7 starben 57 Menschen. Es richtete Millionenschäden an.

Dieses sogenannte Motorhome in Ridgecrest ist eingeknickt. (Bild: AP)
Dieses sogenannte Motorhome in Ridgecrest ist eingeknickt.
Nahe Ridgecrest hat sich die Erde geteilt. (Bild: AFP)
Nahe Ridgecrest hat sich die Erde geteilt.
Hier sind die Auswirkungen des Erdbebens sichtbar. (Bild: AFP)
Hier sind die Auswirkungen des Erdbebens sichtbar.
In einem Geschäft in Lake Isabella gingen Flaschen zu Bruch. (Bild: AFP)
In einem Geschäft in Lake Isabella gingen Flaschen zu Bruch.

Der US-Westküstenstaat gilt als sehr anfällig für Erdbeben: Auf einer Länge von knapp 1300 Kilometern zieht sich der San-Andreas-Graben durch Kalifornien. An der tiefreichenden Störung in der Erdkruste schiebt sich die pazifische Platte nach Nordwesten und reibt sich am nordamerikanischen Kontinent. Dabei bauen sich gewaltige Spannungen in der Erdkruste auf, die sich in Erdbeben entladen können.

Seismologin Lucy Jones zeigt, wo die Erdstöße am heftigsten waren: bei Ridgecrest rund 240 Kilometer nördlich von Los Angeles (Bild: AFP)
Seismologin Lucy Jones zeigt, wo die Erdstöße am heftigsten waren: bei Ridgecrest rund 240 Kilometer nördlich von Los Angeles

Das Beben am Donnerstag ereignete sich auf einer Verwerfung rund 150 Kilometer nordöstlich des San-Andreas-Grabens. In den vergangenen 40 Jahren hätte es in dieser Region acht weitere Male mit einer Stärke von mehr als 5 gebebt, teilte die US-Erdbebenbehörde mit.

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