Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben eine Möglichkeit gefunden, den Klimawandel zu bremsen - vielleicht sogar die einzige. Denn die Treibhausgasemissionen zu senken, wird nicht mehr reichen, um den Klimawandel in Schach zu halten, zusätzlich muss der Atmosphäre CO2 entzogen werden. Wie? Durch Aufforstung. Die Forscher haben auch bereits ermittelt, wie groß die wiederzubewaldende Fläche sein müsste.
Weltweit ist eine Fläche von 900 Millionen Hektar dafür geeignet, Bäume für den Klimaschutz zu pflanzen, haben Forscher um Jean-Francois Bastin und Tom Crowther von der ETH Zürich ermittelt. Die auf dieser Fläche gepflanzten Bäume könnten - zu ihrer vollen Größe herangewachsen - der Atmosphäre 205 Gigatonnen CO2 entziehen und speichern, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“.
Wiederbewaldung „das effektivste Mittel“
Zum Vergleich: Weltweit wurden 2018 37 Gigatonnen CO2 emittiert, seit der Industriellen Revolution hat die Menschheit 300 Gigatonnen emittiert. Aufforstung könnte somit zwei Drittel der bisherigen Emissionen speichern, so das Fazit der Forschenden. Wiederbewaldung sei das effektivste Mittel zusätzlich zur Senkung der CO2-Emissionen, den Klimawandel zu begrenzen.
Bastin und seine Kollegen berechneten mithilfe von künstlicher Intelligenz, welche Fläche weltweit unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen mit Wald bedeckt sein könnte. Mit 4,4 Milliarden Hektaren kamen sie auf 1,6 Milliarden mehr, als derzeit tatsächlich von Wald bedeckt ist - das entspricht etwa der Fläche der USA, wie die ETH am Donnerstag mitteilte. Ein wichtiger Punkt war aber, Städte und landwirtschaftliche Flächen auszuschließen, da diese Gebiete vom Mensch anderweitig gebraucht werden, erklärte Bastin.
So erfüllten schließlich 900 Millionen Hektar - etwas mehr als die Fläche Brasiliens - das Kriterium, nicht anderweitig vom Menschen genutzt zu werden und für die Wiederbewaldung geeignet zu sein. Die meiste geeignete Fläche besitzt demnach Russland (151 Millionen Hektar), gefolgt von den USA (103 Millionen), Kanada (78,4 Millionen) Australien (58 Millionen), Brasilien (49,7 Millionen) und China (40,2 Millionen).
Die Zeit drängt
Allerdings gelte es, schnell zu handeln, mahnen die Forscher. Der Klimawandel verändert Umweltbedingungen und macht manche Gebiete ungeeignet für die Aufforstung. Die Gesamtfläche, die sich eignet, werde daher mit fortschreitendem Klimawandel schrumpfen. Zudem brauchen neu gepflanzte Bäume Jahrzehnte, bis sie herangewachsen und ihre volle CO2-Speicherkapazität erreichen.
Zudem warnen die Studienautoren vor der falschen Annahme, der Klimawandel werde die globale Baumbedeckung erhöhen. Zwar dürfte der Klimawandel in nördlicheren Regionen wie Sibirien die Waldfläche wohl zunehmen lassen, allerdings sind die dortigen Wälder viel weniger dicht als tropische Wälder, die an Fläche verlieren.
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