Nach Luftangriff

Libyen will Flüchtlingslager schließen

Ausland
05.07.2019 13:51

Nach dem tödlichen Luftangriff auf ein libysches Internierungslager für aufgegriffene Migranten erwägt die Regierung in Tripolis die Schließung des Lagers. Die Regierung prüfe derzeit, die Hangars aus Sicherheitsgründen zu schließen und die Migranten freizulassen, teilte das Innenministerium am Donnerstag überraschend mit. Es liege außerhalb der Möglichkeiten der Regierung, die Lager gegen Angriffe von Kampfflugzeugen zu schützen.

Am Dienstag trafen zwei Luftangriffe das Flüchtlingslager in Tadschura, im Osten der Hauptstadt Tripolis. Eine Rakete habe eine leer stehende Garage getroffen, eine weitere eine Halle, in der sich etwa 120 Flüchtlinge aufgehalten hätten, schreibt das UN-Nothilfebüro OCHA in einem Bericht. Mindestens 53 Menschen seien nach jüngsten Erkenntnissen getötet, etwa 130 weitere verletzt worden. Das libysche Gesundheitsministerium sprach am Donnerstag von 35 Toten und etwa 65 Verletzten.

Ein schwer verletzter Migrant auf der Intensivstation eines Spitals in Tripolis (Bild: APA/AFP/Mahmud TURKIA)
Ein schwer verletzter Migrant auf der Intensivstation eines Spitals in Tripolis

Wärter sollen auf fliehende Menschen geschossen haben
In seinem Bericht nannte das UN-Nothilfebüro weitere Details des Zwischenfalls. Es gebe Berichte, dass Wärter auf Flüchtlinge geschossen hätten, die nach der ersten Explosion fliehen wollten. Nach OCHA-Angaben werden rund 3800 Migranten in Lagern in und um die Hauptstadt Tripolis gegen ihren Willen festgehalten. Sie seien aufgrund der aktuellen Kämpfe hohen Gefahren ausgesetzt.

Werden die festgehaltenen Migranten bald freigelassen? (Bild: APA/AFP/Mahmud TURKIA)
Werden die festgehaltenen Migranten bald freigelassen?

Im ölreichen Libyen herrscht acht Jahre nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi Chaos. Im blutigen Machtkampf zwischen der international anerkannten Regierung in Tripolis und dem abtrünnigen General Khalifa Haftar mischen sich zahlreiche Länder ein. Regionale Milizen, Banden und Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat nutzen das aus. Der gescheiterte Staat in Nordafrika ist zudem auch wichtiges Transitland für Migranten, die nach Europa wollen.

Der Besuch von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bei General Khalifa Haftar hat bisher zu keiner Entspannung geführt. (Bild: APA/AFP/LNA War Information Division)
Der Besuch von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bei General Khalifa Haftar hat bisher zu keiner Entspannung geführt.

Hunderte Tote seit Beginn der Haftar-Offensive
Das mit Migranten überfüllte Lager Tadschura ist nach Angaben von UNO und Menschenrechtsorganisationen ein Internierungslager. Dort seien mehr als 600 Migranten unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht, hieß es. Seit April wurden bei den Kämpfen um die Hauptstadt Tripolis mehr als 700 Menschen getötet und 4400 verletzt.

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