550 Pfund (rund 612 Euro) haben die Kinder eines Briten zunächst unbemerkt im „Ultimate Team“-Modus des Fußballsimulators „FIFA“ verpulvert. Erst als seine Bankkarte andernorts abgewiesen wurde, weil das Konto nicht gedeckt war, kam er seinen Sprösslingen auf die Schliche. Die Switch-Konsole der vier Kinder im Grundschulalter ist nun erst einmal auf unbestimmte Zeit konfisziert, der Fall ist aber nur das Symptom einer größeren Problematik.
Der Fußballsimulator „FIFA“ ist eines der beliebtesten Videospiele überhaupt, begeistert mit alljährlichen Neuauflagen Gamer auf Konsole und PC. Seit einiger Zeit enthält er einen Spielmodus, der Kritiker auf den Plan ruft. In „Ultimate Team“ stellen die Spieler ein fiktives Team aus ihren Lieblingsspielern zusammen, gegen langwierig und entsprechend mühsam zu erspielendes Spielgeld, oder - schneller und einfacher - gegen kleine Echtgeldbeträge.
Spieler gibt es im Paket - und welche in so einem Paket enthalten sind, ist vorher nicht ersichtlich. Damit handelt es sich um eine sogenannte „Lootbox“-Mechanik - quasi ein virtuelles Überraschungsei, in dem sich für den Spieler Nützliches befinden kann, aber nicht muss. Wer sein ultimatives Team zusammenstellen will, muss demnach mitunter viele Spielerpakete kaufen. Das kann teuer werden.
Kinder beobachteten Vater beim Spielerkauf
So gaben auch die Kinder von Thomas Carter immer mehr Geld aus, erzählt der Vater der BBC. Er habe ihnen zunächst ein Spielerpaket um acht Pfund gekauft - und nicht realisiert, dass die Kinder jeden seiner Handgriffe beobachtet hatten, um es ihm später gleichtun zu können. Drei Wochen vergingen, und Carters Konto war leer. Ein Blick auf die Kontoauszüge offenbarte, dass die Kinder rund 600 Euro im Online-Shop von Nintendo verpulvert hatten, um sich „FIFA“-Spieler zu kaufen.
Nach einer Beschwerde Carters machte Nintendo die Käufe rückgängig und erstattete ihm das Geld. So kulant ist aber nicht jedes Unternehmen. „FIFA“-Macher Electronic Arts machte erst kürzlich Schlagzeilen, als ein hochrangiger Manager solche Lootbox-Mechaniken gegenüber Politikern als „ziemlich ethisch und ziemlich lustig“ bezeichnete.
Vater über Spielerkauf: „Im Grunde Glücksspiel!“
„Man bezahlt schon 40 Pfund für das Spiel, was ja an sich nicht wenig Geld ist, aber dann ist der einzige Weg, ein tolles Team zusammenzustellen, im Grunde Glücksspiel“, ärgert sich Carter. Er habe seinen reumütigen Kindern, die nicht realisiert haben dürften, dass sie das Geld des Vaters verpulvern, ihre Konsole erst einmal auf unbestimmte Zeit weggenommen. Besonders ärgerlich: „Sie haben 550 Pfund ausgegeben und noch nicht einmal ihren Lieblingsspieler Lionel Messi bekommen.“
Carter räumt ein, dass er besser aufpassen hätte müssen. Er hatte den Nintendo-Account nicht ausreichend abgesichert und es seinen Kindern damit besonders leicht gemacht, außerdem gingen die Bestätigungs-Mails, die nach jedem Kauf verschickt wurden, an eine E-Mail-Adresse mit vollem Posteingang. „Ich hätte einfach nie geglaubt, dass sie so etwas tun würden.“
Eltern sollten Konten adäquat absichern
Der Fall zeigt, wie wichtig es für Eltern heutzutage ist, über die Gaming-Aktivitäten ihrer Kinder im Bilde zu sein und zu kontrollieren, für welchen virtuellen Krimskrams diese das elterliche Geld ausgeben. „FIFA“ ist nämlich beileibe nicht das einzige Spiel, das solche Mechaniken einsetzt. Im Gegenteil: Immer mehr Games setzen sie ein - Gratis-Titel wie „Fortnite“, die sich ausschließlich über den Verkauf virtueller Güter finanzieren, ebenso wie Vollpreisspiele, deren Verleger sich Zusatzeinkünfte erhoffen.
Bislang ist das finanzielle Risiko durch Computerspiele allerdings nur für wenige Eltern ein Thema - laut einer Studie der NGO „Internet Matters“ gerade einmal für 26 Prozent. Dabei sei es heute extrem wichtig für Eltern, Spielekonten mit PIN-Codes oder Passwörtern abzusichern und mit ihren Kindern über die finanziellen Risiken zu sprechen, sagt „Internet Matters“-Chefin Carolyn Bunting.
Neben NGOs und Elternvereinen hat auch die Politik Lootbox-Mechaniken in Computerspielen als Problem erkannt. In manchen Ländern - etwa Belgien oder Deutschland - gibt es bereits Bestrebungen, den Verkauf von Lootboxen zu verbieten. In Großbritannien haben die Behörden einen hochrangigen EA-Manager jüngst zu einer Anhörung zum Thema geladen.
Detaillierte Anleitungen unter gemeinsamspielen.at
Hierzulande hat der österreichische Verband für Unterhaltungssoftware ÖVUS eine Service-Website ins Leben gerufen, auf der Eltern über die Risiken von In-Game-Shops und Gaming als Hobby ihrer Kinder im Allgemeinen aufgeklärt werden.
Auf gemeinsamspielen.at finden Sie überdies Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu den Jugendschutz-Einstellungen auf diversen Konsolen - inklusive der Möglichkeit, die Nutzung der jeweiligen Stores mit PIN oder Passwort zu versehen.
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