29 Schüsse von Balkon

Warum FPÖ-Mandatar ausrastete und Pistole zückte

Salzburg
14.07.2019 16:18

Völlig ausgerastet ist, wie berichtet, am Freitag ein 57-jähriger FPÖ-Mandatar in Bergheim bei Salzburg. Der Mann schoss vom Balkon seiner Wohnung wild um sich, feuerte aus einer großkalibrigen Pistole insgesamt 29 Schüsse ab. Politischer Frust dürfte ein Motiv gewesen sein, FPÖ-Salzburg-Chefin Marlene Svazek brachte aber auch persönliche Schicksalsschläge des Mannes als möglichen Grund aufs Tapet. Die Cobra überwältigte den Mann, er wurde in die Christian-Doppler-Klinik eingewiesen und aus der FPÖ ausgeschlossen. Im Internet sorgen seit dem Vorfall Hass-Postings eines ehemaligen FPÖ-Funktionärs für Aufregung. ÖVP und auch die Grünen wollen gegen ihn rechtliche Schritte einleiten.

„Ich kannte den Mann kaum, da er ja erst nach den Wahlen im März in den Gemeinderat eingezogen ist“, so Bergheims Bürgermeister Robert Bukovc: „Aber das Wichtigste ist, dass niemand zu Schaden kam.“ Der 57-jährige FPÖ-Klubobmann war zur Wahl mit markigen Sprüchen angetreten. Er wolle die Alleinherrschaft der ÖVP brechen, der damalige Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hatte seinem „lieben Charly“ einen Tag vor der März-Wahl noch handschriftlich „Alles Gute“ gewünscht.

Herbert Kickl (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Herbert Kickl

29 Schüsse vom Balkon abgegeben
Am Freitag stand der Kommunalpolitiker offenbar völlig betrunken auf dem Balkon seiner Wohnung und feuerte seine großkalibrige Pistole 29-mal ab. Er habe sich vorgestellt, auf die Porträts von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und von Ex-Kanzler Sebastian Kurz zu schießen, gab er danach an. 

(Bild: Pressefoto Scharinger (Symbolbild))

FPÖ-Salzburg-Chefin Svazek: „Es reicht mir“
 Salzburgs FPÖ-Chefin Svazek zeigte sich entsetzt über den Mandatar, mit dem sie im Gemeinderatswahlkampf posiert hatte: „Wir haben ihn noch am Freitag aus der Partei ausgeschlossen.“ Es „reiche“ ihr. „So eine Aktion ist unentschuldbar. Persönliche Schicksalsschläge und Tragödien gibt es schließlich im Leben eines jeden Menschen“, so Svazek weiter. Sie spielt damit wohl auf die Frühpensionierung des Mannes als ein mögliches Motiv seiner Wahnsinnstat an.

FPÖ-Salzburg-Chefin Marlene Svazek mit jenem Parteikollegen aus dem Flachgau, der die Schüsse abgab (Bild: FPÖ Bergheim)
FPÖ-Salzburg-Chefin Marlene Svazek mit jenem Parteikollegen aus dem Flachgau, der die Schüsse abgab

Bei einer Mitgliederversammlung in Bergheim soll geklärt werden, wie es mit der Partei dort weitergeht. Die Polizei hat in der Wohnung drei Waffen samt Munition sichergestellt, der Mann hatte eine Waffenbesitzkarte und wurde in die Klinik eingeliefert.

Hass-Postings gegen Van der Bellen sorgen für Aufregung
Im Internet sorgen seit dem Vorfall Hass-Postings für große Aufregung, vor allem jenes von Franz B.: „Schade, dass er VdB (Van der Bellen; Anm.) und Haslauer (den Salzburger Landeshauptmann; Anm.) nicht getroffen hat.“ Der Pensionist, der den Kommentar auf der Seite der Salzburger Volkspartei verfasste, stand in der Vergangenheit auf der freiheitlichen Nationalratsliste in der Stadt Salzburg - wenn auch nicht an wählbarer Stelle. ÖVP und auch die Grünen wollen gegen ihn rechtliche Schritte einleiten.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen (Bild: AP)
Bundespräsident Alexander Van der Bellen

„Diesem Drecksack gehört mit einer 9 mm das Hirn ausgeblasen“
Besagter Funktionär hatte bereits mit einem ähnlichen Posting gegen den damaligen Bundespräsidentschaftskandidaten Van der Bellen, das noch weitaus schärfer formuliert war als die jetzige Aussage, für Aufsehen gesorgt, wie eine Recherche ergab. Unter seinem Klarnamen schrieb er im September 2016 in einer einschlägigen Facebookgruppe, die die Kornblume in ihrem Namen trägt: „Diesem Drecksack gehört mit einer 9 mm das Hirn ausgeblasen auf der Stelle. Dieser Sandler hat keine Lebensberechtigung also weg damit.“

Die Initiative Rechtsdrall twitterte den Screenshot bereits im September 2016. (Bild: twitter.com/rechtsdrall)
Die Initiative Rechtsdrall twitterte den Screenshot bereits im September 2016.

Dass dieses Posting auch von Gesinnungsgenossen als problematisch erkannt wurde, zeigt die Tatsache, dass B. daraufhin von Anhängern des damaligen FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer in der Gruppe geraten wurde, er solle den Kommentar „besser umschreiben“. Die blaue Kornblume diente zwischen 1933 und 1938 in Österreich als Erkennungszeichen der damals dort verbotenen Nationalsozialisten.

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung, und krone.at

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