Feuer und Flammen in einer der kältesten Regionen, die unser Planet kennt: In der Arktis toben gewaltige Brände. Die Weltorganisation für Meteorologie der UNO spricht von einem „beispiellosen“ Ausmaß. Experten warnen, die Flammen könnten den Permafrostboden gefährden - und die Klimakrise dadurch weiter verstärken.
Bilder von Satelliten zeigen das Ausmaß des Feuers, das vor allem in den abgelegenen Ebenen Sibiriens und Nordamerikas wütet. Derzeit brenne es an mindestens 100 Stellen, vermuten Forscher. Bereits in den vergangenen Monaten wurden allein in Alaska mehr als 350 Brände gezählt.
Temperaturrekorde von mehr als 30 Grad
Feuer in Alaska sind eigentlich nichts Ungewöhnliches: Sommerliche Brände gehören am Polarkreis zum natürlichen Zyklus des Ökosystems. Heuer treten die Brände durch die andauernde Hitzewelle aber besonders früh und besonders großflächig auf. In den betroffenen Regionen war es zum Teil zehn Grad wärmer als üblich. Alaska brach mit Temperaturen von mehr als 30 Grad alle Rekorde.
Die Brände breiten sich auf der trockenen Torfschicht aus, die den Permafrostboden überzieht, und setzen dabei gewaltige Mengen Kohlendioxid (CO2) frei. Das arktische Feuer produzierte mit 50 Millionen Tonnen allein im Juni so viel CO2 wie eine mittelgroße Industrienation in einem Jahr. Das liegt daran, dass Torfböden große Mengen an CO2 speichern, die das Feuer freisetzt.
„Teufelskreis am Polarkreis“
Auf lange Sicht dürfte das Feuer die Klimakrise also weiter verschärfen. Das Magazin „Spektrum der Wissenschaft“ schrieb von einem „Teufelskreis am Polarkreis“. Die Brände in der Arktis dürften demnach nicht nur oberflächlich wirken, sondern zu Temperaturanomalien tief im Boden führen. Schuld daran ist nicht nur die Hitze. Die verkohlte Oberfläche absorbiert um 70 Prozent mehr Sonnenlicht als unverbrannte Torffläche.
Es gebe Indizien dafür, dass die so eingeleitete Erwärmung des Bodens den Zerfall des Permafrosts - jenes Bodens, der ganzjährig gefroren ist - beschleunige, so „Spektrum der Wissenschaft“. Bei diesem Vorgang entsteht eine Sumpflandschaft, die große Mengen klimaschädliches Kohlendioxid und Methan abgibt. Zudem kann der Wind Rußpartikel Hunderte Kilometer weit in die Arktis tragen. Landen sie auf Meereis oder Schnee, absorbieren sie Wärme und beschleunigen damit das Abschmelzen - Satellitenbilder würden das bereits jetzt zeigen, so das Wissenschaftsmagazin.
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