Durch Österreich marschiert ein Heer an Untauglichen: Jeder vierte Stellungspflichtige ist aus gesundheitlichen Gründen von Wehr- oder Zivildienst befreit, in Wien gar jeder dritte. Geht es nach der ÖVP, sind die Kriterien dafür zu locker: Die Ex-Kanzlerpartei fordert in ihrem Wahlprogramm die Einführung einer Teiltauglichkeit, wie ihr Klubobmann nun der „Krone“ erklärte. Einer von vier 18-Jährigen ist so ungesund, dass er für das Bundesheer nicht zu gebrauchen ist.
Zwar variieren die Werte von Bundesland zu Bundesland - in Wien ist gar jeder Dritte untauglich -, der Trend aber ist eindeutig: Die Zahl der Stellungspflichtigen nimmt aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge ab, der Anteil an Untauglichen steigt indes. Die Hauptgründe sind Bewegungsarmut, die Folgen schlechter Ernährung, Sehschwächen und psychische Probleme.
Personal fehlt
Was zuallererst einmal ein verheerendes Bild für den Gesundheitszustand unserer Gesellschaft ist, wurde längst für Heer und Rettungsdienste zum Problem. Schließlich fehlt schlicht das Personal, vor allem der Zivildienermangel ist eklatant. Deshalb feilt auch seit Monaten eine Arbeitsgruppe im Heer an möglichen Tauglichkeitsreformen.
Schweizer als Vorbild
Dieser Prozess läuft zwar noch immer, das laut Verteidigungsressort nahende Ergebnis will die ÖVP allerdings nicht mehr abwarten: Die Ex-Kanzlerpartei prescht vor und verspricht, die Hürden zur Befreiung zu erhöhen. Nach Schweizer Vorbild soll eine Teiltauglichkeit eingeführt werden.
Büro oder Küche für Teiltaugliche
Schon jetzt gibt es freilich gesundheitsbedingte Befreiungen für Wehr- oder Zivildiener, der im türkisen Wahlprogramm fixierte Vorstoß ist allerdings radikaler: Wer teiltauglich ist, wäre laut ÖVP „für eine Verwendung im Büro, in der Küche oder einer anderen individuell passenden Tätigkeit“ zur Unterstützung in Heer oder Zivildienst vorgesehen. In der Schweiz betrifft dies übrigens rund 15 Prozent eines Jahrgangs. Grund für eine völlige Befreiung soll laut ÖVP-Klubchef August Wöginger letztlich nur noch eine körperliche oder geistige Behinderung sein.
Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung
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