Schmelzender Eisschild

Forscher wollen Antarktis mit Schneekanonen retten

Wissenschaft
18.07.2019 08:34

Als Folge der Klimaerwärmung könnte das Abschmelzen riesiger Eismassen in der Antarktis den Meeresspiegel dramatisch ansteigen lassen. Küstenstädte wie etwa New York, Tokio, Shanghai, Mumbai, Dublin und Hamburg wären von der fatalen Eisschmelze bedroht. Um sie zu retten, haben deutsche Forscher jetzt im Rahmen einer Studie eine höchst ungewöhnliche Idee vorgestellt: Sie wollen die Antarktis (das Video oben zeigt einen Flug über den Eisschild) mit Billionen Tonnen entsalztem Meerwasser künstlich beschneien.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Mithilfe der Schneemassen, so die These, könnten die instabilen Gletscher in der Westantarktis stabilisiert und so der Anstieg des Meeresspiegels gebremst werden, der - wie es zurzeit aussieht - selbst dann nicht verhindert werden kann, wenn die Emissionen von Treibhausgasen reduziert werden, berichten Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachjournal „Science Advances“.

Der rote Rahmen markiert jenen Bereich, in dem die Beschneiung erfolgen würde. (Bild: PIK/Andreas Levermann et al.)
Der rote Rahmen markiert jenen Bereich, in dem die Beschneiung erfolgen würde.

Computersimulationen hätten gezeigt, dass sich das Schmelzen des Westantarktischen Eisschildes beschleunige und vermutlich erst stoppe, wenn dieser praktisch verschwunden sei. Dieser Prozess ließe den Meeresspiegel um rund drei Meter steigen und bedrohe die am dichtesten besiedelten Gegenden der Welt entlang der Küsten, so PIK-Forscher Andreas Levermann.

(Bild: thinkstockphotos.de, krone.at-Grafik)

Schneemassen sollen Gletscher-Schmelze stoppen
Die Berechnungen hätten gezeigt, dass Billionen Tonnen Schnee das Schmelzen der instabilen Gletscher stoppen würden. Allerdings müssten dafür über Jahrzehnte jährlich Milliarden Tonnen Wasser aus dem Meer gepumpt, entsalzt und damit der Westantarktische Eisschild beschneit werden.

(Bild: University of Washington/I. Joughin)

Gigantische Windparks sollen Strom erzeugen
Dafür würde man allerdings große Strommengen benötigen, die nur mithilfe von riesigen Windparks mit Zehntausenden Windrädern vor Ort erzeugt werden könnten. Was aber den Verlust des einzigartigen Naturreservats bedeute, so die Wissenschaftler. „Im Kern geht es um die Abwägung, ob wir als Menschheit die Antarktis opfern wollen, um die heute bewohnten Küstenregionen und das dort entstandene und entstehende Kulturerbe zu retten“, gibt Levermann zu bedenken.

Allein im Vorjahr ist der Meeresspiegel laut Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ungewöhnlich stark angestiegen. Ihrem Klimareport zufolge lag der globale Mittelwert demnach um gleich 3,7 Millimeter über dem Wert des Jahres 2017. Die Antarktis hat zwischen 1992 und 2017 rund drei Billionen Tonnen Eis verloren - und vor allem seit 2012 hat sich das Abschmelzen deutlich beschleunigt.

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