Amnesty-Schock-Bericht
Junge Flüchtlinge „wie in Gefängnis eingesperrt“
Amnesty International kritisiert in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, dass mehr als 2000 Kinder und Jugendliche auf ihrer Flucht in die USA festgenommen und „ohne angemessene Betreuung“ in Massenquartieren „wie im Gefängnis“ eingesperrt werden. Die Menschenrechtsorganisation fordert daher, das Internierungslager Homestead in Florida zu schließen und die Bedingungen in anderen Einrichtungen genauer zu überwachen. Die vorherrschenden Zustände würden gegen die Menschenrechte verstoßen.
Nach einer oft traumatischen Flucht würden die Jugendlichen in Homestead nicht angemessen betreut werden. Das liege vor allem daran, dass das Quartier als „temporäre Notfalleinrichtung“ nicht die gleichen Unterbringungsstandards wie andere, dauerhaft bestehende Einrichtungen, erfüllen muss. Auch die Tatsache, dass Homestead als temporäre Einrichtung bezeichnet wird, stößt bei Amnesty International auf Kritik. Das Quartier sei nämlich bereits seit Mai 2018 in Betrieb.
Mädchen müssen Damenbinden beantragen
Die Leidtragenden seien die unbegleiteten Jugendlichen, die in Homestead untergebracht sind. „Sie sitzen wie Gefangene fest und unterliegen einem strikten Zeitplan. Die Kinder müssen Ausweise mit Barcodes tragen, die beim Betreten und Verlassen von Gebäuden gescannt werden“ heißt es im Bericht. Selbst für grundlegende Bedürfnisse müssten sie Antragsformulare ausfüllen. Mädchen zum Beispiel sogar dann, wenn sie Damenbinden benötigen. Der Schulunterricht in der Notfalleinrichtung sei außerdem nur ungenügend gewährleistet.
Aufenthalte dauern wesentlich länger als vorgesehen
Amnesty International besuchte die Einrichtung, die von einer privaten Firma betrieben wird, laut eigenen Angaben zweimal. Zuerst im April 2019 und dann wieder im Juli 2019. Anfang April waren dort mehr als 2100 Kinder im Alter zwischen 13 und 17 Jahren untergebracht. Zwischenzeitlich saßen dort sogar fast 2500 Minderjährige fest. Durchschnittlich verbrachten Jugendliche in Homestead 89 Tage, bevor sie entweder an Angehörige oder Patenfamilien übergeben oder in eine andere Einrichtung verlegt wurden. Eigentlich sei geplant gewesen, dass Kinder „höchstens 20 Tage“ in Homestead verbrächten.
„Kinder sollten niemals inhaftiert werden. Wenn dies jedoch unumgänglich ist, dann nur so kurz wie möglich und in kindgerechter Umgebung“, lautet eine der Forderungen von Amnesty International. Die temporäre Notfalleinrichtung Homestead müsse so rasch wie möglich geschlossen werden und die dort inhaftierten Kinder in geeignete, kleinere Unterkünfte gebracht oder an Angehörige übergeben werden, denn „die überwiegende Mehrheit der unbegleiteten Jugendlichen haben Angehörige und Bekannte, die bereit wären, sie aufzunehmen“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.