Der Niederösterreicher Gregor Mühlberger hat am Donnerstag bei der Tour de France seinen größten Karriere-Erfolg nur arschknapp verpasst! Der 25-Jährige aus dem Bora-Rennstall belegte auf der Bergetappe nach Bagneres-de-Bigorre (209 Kilometer) in den Pyrenäen im Sprint einer dreiköpfigen Spitzengruppe den dritten Platz. Den Sieg sicherte sich der Brite Simon Yates vor dem Spanier Pello Bilbao.
Mit einer 40-köpfigen Gruppe bald nach dem Start in Toulouse ausgerissen, sprintete Mühlberger nach zwei Bergwertungen der ersten Kategorie auf der 12. Etappe noch gegen zwei verbliebene Rivalen um den prestigeträchtigen Erfolg. Yates, der Vuelta-Gesamtsieger des Vorjahres zog den Sprint an, Mühlberger kam in eine ungünstige Position, musste in der Außenposition der Zielkurve einen Tritt auslassen und hatte danach innen keine Chance, noch vorbeizuziehen. „Yates war stärker, er hat mich am Berg leiden lassen, da hat mir am Schluss das eine oder andere Korn gefehlt“, sagte Mühlberger. Der 26-jährige Yates sei auch im Finale der Bessere gewesen. „Sein Antritt war explosiver. Bilbao hat in der Kurve etwas zugemacht, aber ich wäre ehrlich gesagt nicht mehr vorbeigekommen.“
Nach seinem Teamkollegen Lukas Pöstlberger, der nach einer Solofahrt auf dem 9. Teilstück schließlich 13. wurde, machte nun auch dessen Teamkollege Mühlberger von sich reden. Beide sind eigentlich als Helfer engagiert. „Ich werde versuchen, Patrick (Konrad) und Emanuel Buchmann in den Bergen so lange wie möglich zu unterstützen“, hatte der starke Kletterer vor dem Tour-Start gesagt. „Aber vielleicht ergibt sich eine Situation, dass ich meine Chance ergreifen kann.“ Für den 25-Jährigen werden sich weitere Möglichkeiten ergeben. Wenn nicht jetzt bei seiner 4. großen Rundfahrt und der 2. in Frankreich, dann in den kommenden Jahren.
Mühlberger, der seit 2018 in Salzburg lebt, glaubt an sein Potenzial. „Ich kann in einer dreiwöchigen Rundfahrt nicht vorne mitfahren, aber einen Tour-Etappensieg traue ich mir zu“, hatte er vor dem Start der 106. Auflage in Brüssel erklärt. Einen prestigeträchtigen Sieg hatte Mühlberger, der sich auf den 42. Platz mit nun 25:15 Minuten Rückstand verbesserte, schon bei der Tour-Generalprobe, dem Criterium du Dauphiné, knapp verpasst. Dort musste er als Etappen-Zweiter niemand Geringerem als dem Franzosen Alaphilippe den Vortritt lassen. Der Weltranglisten-Erste führt nun die Tour-Gesamtwertung an, er behielt das Gelbe Trikot auch nach der 1. Hochgebirgs-Etappe.
Denn das Ineos-Team mit dem zweitplatzierten Vorjahressieger Geraint Thomas (GBR/+1:12 Min.) und dem drittplatzierten Kolumbianer Egan Bernal (+1:16) verzichtete vor dem 27-km-Einzelzeitfahren in Pau am Freitag auf Attacken und auch der am Montag vom 3. auf den 10. Platz zurückgefallene Lokalmatador Thibaut Pinot versuchte nicht, Zeit gutzumachen. „Ich habe Attacken erwartet“, sagte Alaphilippe. „Aber es ist nichts passiert, das ist nicht schlecht. Eine Minute Vorsprung vor dem Zeitfahren ist gut, aber Thomas ist ein Spezialist, das wird hart“, sagte der Profi des Deceuninck-Teams. Das Feld mit den Besten der Gesamtwertung hatte mehr als neuneinhalb Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe.
Patrick Konrad, Teamkollege von Mühlberger und des im Grünen Trikot fahrenden Sprintstars Peter Sagan, liegt als Elfter weiter 2:46 Minuten zurück. Aufgegeben hat indes der Australier Rohan Dennis: Der Zweite der Tour de Suisse stieg nach einem Disput mit dem Sportlichen Leiter seines Bahrain-Teams rund 80 Kilometer vor dem Ziel vom Rad und war danach vorerst unauffindbar. Später wurde der starke Zeitfahrer, der als Kandidat für den Tagessieg in Pau galt, im Ziel gesichtet. Am Wochenende folgen zwei weitere Bergetappen in den Pyrenäen.
Das Ergebnis der 12. Etappe:
1. Simon Yates (GBR) Mitchelton
2. Pello Bilbao (ESP) Astana
3. Gregor Mühlberger (AUT) Bora - alle gleiche Zeit
4. Tiesj Benoot (BEL) Lotto-Soudal +1:28 Min.
5. Fabio Felline (ITA) Trek
6. Matteo Trentin (ITA) Mitchelton
7. Oliver Naesen (BEL) AG2R
8. Rui Costa (POR) UAE Team Emirates
9. Simon Clarke (AUS) EF Education First
10. Jasper Stuyven (BEL) Trek - alle gleiche Zeit
Weiters:
27. Geraint Thomas (GBR) Ineos +9:35
31. Julian Alaphilippe (FRA) Deceuninck-Quick-Step
42. Patrick Konrad (AUT) Bora - alle gleiche Zeit
143. Marco Haller (AUT) Katjuscha + 25:32 Min.
147. Lukas Pöstlberger (AUT) Bora - gleiche Zeit
Der Stand in der Gesamtwertung:
1. Julian Alaphilippe (FRA) Deceuninck-Quick-Step 52:26:09 Std.
2. Geraint Thomas (GBR) Ineos +1:12 Min.
3. Egan Bernal (COL) Ineos +1:16
4. Steven Kruijswijk (NED) Jumbo +1:27
5. Emanuel Buchmann (GER) Bora +1:45
6. Enric Mas (ESP) Deceuninck +1:46
7. Adam Yates (GBR) Mitchelton +1:47
8. Nairo Quintana (COL) Movistar +2:04
9. Daniel Martin (IRL) UAE +2:09
10. Thibaut Pinot (FRA) Groupama-FDJ +2:33
11. Patrick Konrad (AUT) Bora +2:46
Weiters:
42. Gregor Mühlberger (AUT) Bora +25:15
135. Lukas Pöstlberger (AUT) Bora + 1:39:33 Std.
154. Marco Haller (AUT) Katjuscha +1:50:00
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