2464 Personen suchten im Vorjahr Hilfe im Gewaltschutzzentrum OÖ. „Eine im Vergleich mit den Vorjahren stabile Zahl“, sagt Geschäftsführerin Eva Schuh. Aber die Zahl der Hochrisikofälle stieg seit 2012 von einem auf zwölf pro Jahr an.
Nach der aktuellen Statistik des Gewaltschutzzentrums für das Jahr 2018 waren 84 Prozent der gefährdeten Personen weiblich, in 92 Prozent der Fälle die Gefährder männlich. Gewalt ist ein Beziehungsthema: 60 Prozent der Gewaltfälle passierten in (Ex-)Partnerschaften. In 27 Prozent der Fälle waren daher auch Kinder betroffen.Insgesamt führten die Expertinnen des Gewaltschutzzentrums 13.447 Beratungsgespräche.
Tour de Police
Einer der aktuellen Arbeitsschwerpunkte ist die Vernetzung mit der Polizei. Bis 2020 werden im Rahmen der „Tour de Police“ alle 119 Polizeidienststellen von Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle besucht.Weitergeführt wird auch das Projekt „Perspektive: Arbeit. Sonja Ablinger, Vorsitzende des Vereins Gewaltschutzzentrum OÖ: “Viele Frauen bleiben wegen ihrer finanziellen Abhängigkeit in Gewaltbeziehungen.„ Insgesamt konnten 182 Frauen an den ersten Arbeitsmarkt, 16 Frauen an begleitete Arbeitsstellen und 29 Frauen in eine Ausbildung vermittelt werden.
Kritik an Gewaltschutzpaket
Am geplanten Gewaltschutzpaket, das noch vor den kommenden Neuwahlen im Parlament beschlossen werden soll, kritisieren die Expertinnen, dass keine ausreichende Kooperation zwischen Täterarbeit und Opferschutz vorgesehen ist. Auch die Bezeichnung “Gewaltpräventionszentren„ für die Einrichtungen zur Täterarbeit lehnt Eva Schuh (siehe auch Interview links) ab. “Das führt zu Verwechslungen. Es braucht eine klare Sprache: wie etwa Fachstelle für TäterInnenarbeit.„
“Strafdrohung ist ausreichend„
Alarmierende Zahl: “Nur 8,8 Prozent der Betroffenen zeigen eine Vergewaltigung an„, sagt Eva Schuh vom Gewaltschutzzentrum OÖ.
“Krone„: Sie kritisieren, dasses zu wenige Anklagen nach Gewalt- und Sexualdelikten gibt.
Eva Schuh: Viele Anzeigen werden eingestellt, nur 50 Prozent angeklagt. Bei Vergewaltigungen liegt die Verurteilungsrate bei 13,9 Prozent.
“Krone„: Und was kann man dagegen tun?
Schuh: Wir fordern, dass mehr Beweise gesammelt, genauere Untersuchungen und Spurensicherungen durchgeführt werden.
“Krone": Sie sprechen sich aber gegen strengere Strafen im Rahmen des Gewaltschutzpaketes aus.
Schuh: Opferschutzrechtliche Bedenken wurden kaum gehört. Mit den 2015 erhöhten Strafdrohungen kann das Auslangen gefunden werden. Wir befürchten, dass noch strengere Strafen die Opfer abhalten könnten, Anzeige zu erstatten, da die Täter meist aus der Familie kommen und eine Abhängigkeit besteht.
Claudia Tröster, Kronen Zeitung
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