Jetzt ist es offiziell: Herausgeber Helmut Brandstätter verlässt den „Kurier“. Das teilte das Kurier Medienhaus am Dienstagnachmittag in einer Aussendung mit. Hintergrund ist der Flirt des 64-Jährigen mit den NEOS. Brandstätter lege die Funktion als Herausgeber dauf eigenen Wunsch zurück, hieß es. Der frühere TV-Journalist war bereits seit vergangenem Jahr nicht mehr Chefredakteur der Zeitung. Er wird seit längerem mit einer Kandidatur bei den NEOS in Verbindung gebracht. Brandstätter kündigte für Donnerstag eine entsprechende Entscheidung an.
Am Dienstag hatte es bereits geheißen, dass angesichts der Spekulationen über eine mögliche Nationalrats-Kandidatur Brandstätters auf der NEOS-Liste vorerst keine Artikel des Herausgebers mehr im „Kurier“ zu lesen sein. Bis geklärt ist, ob er in die Politik wechselt, werde im Sinn der „sauberen Trennung von Politik und Medien“ nichts mehr abgedruckt, soll Chefredakteurin Martina Salomon Brandstätter per Mail mitgeteilt haben. EInen Tag später wurde nun das Aus für Brandstätter als „Kurier“-Herausgeber verkündet.
Ab Herbst nimmt der 64-Jährige wohl im Parlament Platz: Auf der Nationalratswahlliste der NEOS, die für den heurigen Wahlkampf eine 300.000-Euro-Großspende des Bauunternehmers Hans Peter Haselsteiner bekommen haben, soll Brandstätter auf einem vorderen Platz aufscheinen.
Brandstätter rechnet mit Türkis-Blau ab
Zum Auftakt seiner politischen Karriere präsentiert Brandstätter, dem früher Ambitionen auf den Posten des ORF-Chefs nachgesagt wurden, am Mittwoch sein Buch mit dem Titel „Kurz & Kickl - Ihr Spiel mit Angst Und Macht“ - eine Abrechnung mit Türkis-Blau und eine Art politisches Programm. Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek ist auch dabei. Am selben Tag ist bei den NEOS eine Vorstandssitzung angesetzt, bei der die Partei entscheidet, ob sie eine Wild Card für einen Quereinsteiger auf der Bundesliste vergibt. Brandstätter gilt als klarer Favorit.
Er selbst kündigte an, am Donnerstag bekannt zu geben, ob er in der Welt der Medien bleibe oder in die Politik wechsle. In jedem Fall werde er für einen starken, kritischen und unabhängigen Journalismus kämpfen, den Österreich dringend brauche. Die Trennung zwischen „Kurier“ und Brandstätter hatte sich schon länger abgezeichnet. Erst am Montag war bekannt geworden, dass der Herausgeber keine Artikel mehr schreiben soll, bis die Entscheidung über eine Kandidatur bei der Nationalratswahl gefallen ist.
„Entscheidender Beitrag zur Qualitätssteigerung“
Beim „Kurier“ bekleidete Brandstätter, der davor unter anderem für den ORF und Puls 4 gearbeitet hatte, von 2010 bis 2018 die Position des Chefredakteurs, ab 2013 war er auch Herausgeber. Dabei habe er einen entscheidenden Beitrag zur Qualitätssteigerung des Mediums geleistet, erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrats Erwin Hameseder in der Aussendung. Dass er die Reichweite des „Kurier“ in einem herausfordernden Medienmarkt stabil halten habe können, sieht Thomas Kralinger, Geschäftsführer des „Kurier“-Medienhauses, als Verdienst Brandstätters.
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