Der Geist von 2017 geht um: Auch in diesem Wahlkampf werden im Netz üble Gerüchte von unbekannten Heckenschützen verbreitet. Eine Seite, die ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit nicht belegten Anschuldigungen ins Visier nimmt, startete nun ihren Betrieb. Die Türkisen sind empört - doch tun können sie wenig dagegen.
Auf den ersten Blick sieht alles blitzsauber aus: Dieser Tage nahm ein „Recherche-Institut“, das laut eigenen Angaben „BürgerInnen aufklären“ und „auf Fakten bauen“ will, seinen Betrieb auf. Doch gleich die erste Veröffentlichung hatte es in sich: Da werden übelste Andeutungen auf angeblichen Drogenkonsum von Sebastian Kurz gemacht - und zwar ohne jeden Beleg und bar jeder Grundlage.
Noch etwas sucht man vergeblich auf der professionell aufgesetzten Seite: nämlich handelnde Personen oder auch nur den kleinsten Hinweis darauf, wer hinter der Seite steckt. Nur so viel: Laut Impressum wird von der Schweiz aus agiert.
Auf eine Mail-Anfrage der „Krone“, warum man sich nicht zu erkennen gibt, antworten die Betreiber, „keine Personen des öffentlichen Lebens“ sein zu wollen. In der Schweiz sitze man, weil dort die Ansiedlung leichtergefallen sei, wird behauptet. Der eigentliche Grund dürfte indes ein anderer sein: Dadurch lässt sich juristisch kaum gegen die Seite vorgehen. Schließlich gilt EU-Recht, das Anonymität in diesem Fall verböte, in der Schweiz nicht. Registriert ist die Seite gar in Panama.
Erinnerungen an 2017 werden wach
Neu ist all das hierzulande nicht: Schon im letzten Nationalratswahlkampf wurde im Netz anonym und professionell angepatzt. Letzthin flog der einstige SPÖ-Berater Tal Silberstein mit anonymen Schmutz-Seiten gegen Kurz auf Facebook auf.
Die Türkisen sind erbost: „Schon wieder Dirty Campaigning gegen Sebastian Kurz“, poltert ÖVP-General Karl Nehammer. Er verlangt, dass SPÖ und FPÖ „eidesstattlich“ erklären, nicht dahinterzustecken. Allein, unternehmen kann die ÖVP kaum etwas gegen derlei Beschmutzungen. Denn selbst wenn eine Seite vom Netz ginge, könnte flugs anderswo eine neue und abermals anonym betriebene auftauchen.
Ein Ende von derlei Kampagnen ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Neue Technologien - in den USA etwa wird laut Experten bereits mit Video-Fälschungssoftware experimentiert - erweitern das Repertoire der Profi-Anpatzer in Zukunft eher noch.
Kronen Zeitung
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