Michael Niavaranis Liebes-Schmonzette „Manche mögen’s verschleiert“ in der Kulturfabrik Helfenberg: Trotz schweißtreibenden Einsatzes aller Kräfte beginnt das Stück schon weit vor der Ziellinie zu schwächeln. Das Happy End kommt wie das Finale eines Groschenromans daher. Das Publikum hat es dennoch geliebt
Kabarettist und Autor Michael Niavarani hat aus der französischen Filmkomödie „Voll verschleiert“ von Sou Abadi ein Theaterstück destilliert. Grundsätzlich eine gute Idee - aber leider schwach in der Umsetzung. Niavarani widersteht keinem Kalauer, keiner Pointe, es darf nicht nur - es MUSS gelacht werden.
Der Plot: Die moderne Pariser Muslima Leila liebt den Franzosen Armand, dessen Eltern einst aus Teheran geflohen sind. Gewaltigen Ärger macht Leilas Bruder Mahmoud, ein religiöser Fundi. Um Leila sehen zu können, wirft sich Armand einen Niqab (Kostüme: A. Daphne Katzinger) über und gibt sich bei seinen Hausbesuchen (Bühne: Roland Ploner) als voll verschleierte Religionslehrerin Scheherazade aus - in die sich Mahmoud aber dann prompt verschaut. . .
Bisschen zu simpel
Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert und manchmal beschleicht mich das unangenehme Gefühl, dass man über manche Gags in diesem Sommertheater-Stück eigentlich gar nicht lachen sollte. Michael Niavarani peitscht seinen Text aber gnadenlos bis zum Happy End, das an einen Groschenroman erinnert. Das ist alles doch ein bisschen zu simpel.
Dennoch: John F. Kutil hat „Manche mögen’s verschleiert“ mit Tempo inszeniert und mit seinem Ensemble wirklich einen Glücksgriff getan. Okan Cömert ist ein in vielen Hinsichten glaubwürdiger Armand, Soffi Schweighofer eine selbstbewusste Leila, Markus Subramaniam ein radikaler Mahmoud, den unversehens die Liebe streift. Wirklich treffsicher besetzt sind die kleineren Rollen mit Johnny Mhanna (Jafar), Mirkan Öncel (Sinna), Brigitta Waschnig (Mitra), Manfred Stella (Darius) oder Wenzel Brücher (Farid und Polizist). Tolles Ensemble, engagierte Regie, schwächelndes Stück und dennoch ausdauernder Premierenapplaus!
Milli Hornegger/Kronen Zeitung
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