Die Referentin der Österreichischen Nationalbank hatte sich auf dem Nachhauseweg befunden, als ihr gegen 22 Uhr wenige Meter vor ihrer Wohnung in der Dornbacher Straße der Ungar gegenübertrat, sie mit einem Messer bedrohte und ihr im weiteren Verlauf dreimal in den Rücken stach, weil sie ihre Handtasche nicht hergeben wollte.
Zugestochen, weil Opfer "kein Angst bekam"
Die Frau habe "keine Angst bekommen" und ihn gepackt, sagte der wegen Raubmordes Angeklagte am ersten Verhandlungstag. Weil sie nicht losließ, habe er mit dem Messer "hingeschlagen". "Ich bin verantwortlich für den Tod dieser Frau", gestand der Mann vor Gericht.
Er habe sie allerdings nicht umbringen, sondern ihr lediglich die Brieftasche abnehmen wollen: "50 bis 100 Euro hätten mir gereicht." Die mit einem Messer bedrohte Frau habe nicht um Hilfe geschrien, sondern ihn stattdessen gepackt. "Sie hat mich mit beiden Händen an den Füßen festgehalten. Das ist ein bekannter Selbstverteidigungsgriff, um jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen", erklärte der 39-Jährige.
Messer blieb in Wirbelsäule stecken
Der Gerichtsmediziner zählte an der Leiche drei wuchtige Stichwunden, wobei der letze mit derartiger Gewalt ausgeführt wurde, dass das Messer in der Wirbelsäule stecken blieb. Der Räuber erbeutete 40 Euro und ein Mobiltelefon. Julia R. wurde kurz nach 22 Uhr von einer Passantin entdeckt und erlag auf dem Weg ins Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
Der Täter wurde knapp zwei Wochen später ausgeforscht und festgenommen. Wie sich herausstellte, war er Ende Jänner nach Österreich gekommen, weil er in Ungarn wegen mehrerer Vermögensdelikte zur Verhaftung ausgeschrieben war. In Wien versuchte er zu Geld zu kommen, indem er ab Ende Februar 2009 mindestens sechs Raubüberfälle beging.
Anderem Raubopfer brach Angeklagter das Nasenbein
Seine anderen Überfälle seien "ruhig und friedlich verlaufen", sagte der 39-Jährige vor Gericht. Seine Opfer dürften das jedoch anders sehen. Einer Frau, die er gemeinsam mit ihrer Mutter ausraubte, brach er das Nasenbein. Selbst nachdem er in der Zeitung gelesen hatte, dass die niedergestochene Julia R. gestorben war, setzte der Mann seine verbrecherische Karriere ungerührt fort.
Vor den Geschworenen rechtfertigte sich der Angeklagte damit, ihm wäre gar nichts anderes übrig geblieben, als auf die schiefe Bahn zu geraten, weil er "gehungert und gefroren" habe. In der Zeitung habe er aufgeschnappt, "dass Raubüberfälle statistisch gesehen relativ selten aufgeklärt werden. Da habe ich beschlossen, dass ich diese Sache ausprobiere".
"Ich bete jede Nacht für ihre Seele"
Julia R. fiel ihm eines Abends in der Straßenbahn auf. Weil sie auf ihn "einen gut situierten Eindruck" machte, folgte er ihr, als sie in der Dornbacher Straße ausstieg. Dass sich das Opfer wehrte, nahm ihm die Staatsanwältin nicht ab: "Sie war einen Kopf kleiner als Sie! Sie war nur 1,66 Meter groß und 55 Kilo schwer." "Ich wollte ihr nichts antun", insistierte der Angeklagte. Und zum im Gerichtssaal anwesenden Witwer meinte er: "Ich ersuche die Angehörigen, wenn es möglich ist, mir irgendwann zu verzeihen. Ich bete jede Nacht für ihre Seele."
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