Polizisten in Angst

Proteste in Hongkong: Wo Gesichter Waffen werden

Digital
02.08.2019 09:51

Ihre Smartphones entsperren immer mehr Menschen mit dem Fingerabdruck oder per Gesichts-Scan. Gegenüber dem klassischen PIN-Code, den man nur im Kopf mit sich herumträgt, hat das einen gravierenden Mangel: In Zwangssituationen kann das Gerät bei entsprechender Gewaltanwendung auch gegen den Willen des Besitzers entsperrt werden. Eine Erfahrung, die immer mehr Demonstranten in Hongkong machen - und ihrerseits nun Polizisten mit Gesichtserkennung verfolgen.

In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong, wo Regierungsgegner seit Wochen gegen eine Annäherung an Festlandchina auf die Straße gehen, werden die Gesichter der Gegenseite immer mehr zur Waffe für Polizei und Demonstranten.

(Bild: stock.adobe.com)

Polizei zwingt Demonstranten zum Entsperren
Wie die „New York Times“ berichtet, haben Polizisten damit begonnen, Demonstranten auszusondern, sie mit Gewalt dazu zu zwingen, ihre Geräte zu entsperren und auf den Smartphones nach Hinweisen auf die Rädelsführer der Proteste zu suchen. Die Demonstranten haben ihrerseits damit begonnen, Fotos von Polizisten durch Gesichtserkennungssysteme zu jagen und ihre Identitäten zu enthüllen.

Die Folgen: Demonstranten schalten die biometrischen Entsperrmechanismen immer öfter ab. Bei einer Verhaftung nutzen iPhone-User dafür Hotkeys, mit denen Gesichtserkennung oder Fingerscanner in kürzester Zeit deaktiviert werden können. Die Polizisten wiederum achten ihrerseits darauf, dass sie nicht erkannt werden - und tragen deshalb offenbar keine Dienstnummer mehr auf der Uniform.

(Bild: AFP)

Morddrohungen gegen Polizisten und ihre Familien
Während Demonstranten befürchten, dass ihre Daten von der Hongkonger Regierung und den Machthabern in Peking gegen sie verwendet werden, haben Polizisten Angst um ihre Familien. In geschlossenen Chatrooms tauschen die Demonstranten Infos über Polizisten und sogar die Wohnadressen ihre Familien aus, gegen sie kommt es immer wieder zu Morddrohungen.

Die Proteste in Hongkong zeigen, dass im Tauziehen zwischen Behörden und Demonstranten die Identität der Akteure eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Beide Seiten versuchen, die Proteste ins Private der Gegenseite zu tragen und die Anonymität von Demonstranten und Polizisten zu durchbrechen, um Druck auszuüben. Eine für beide Seiten gefährliche Taktik …

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