Gefahr für Weltklima?

Sibirien: Große Teile der Taiga stehen in Flammen

Ausland
01.08.2019 22:15

Die seit Wochen in Sibirien wütenden Waldbrände nehmen verheerende Ausmaße an. Weite Teile der Taiga stehen mittlerweile in Flammen. Mehr als drei Millionen Hektar des für das Weltklima wichtigen Waldgürtels sind bereits vernichtet. Laut russischen Medien versinken bei den schlimmsten Bränden seit Jahren zudem Hunderte Orte und zahlreiche Städte in gesundheitsschädlichem Rauch. In vielen Gebieten gilt inzwischen der Ausnahmezustand. Während die Kritik an den Behörden wächst, warnen Umweltschützer, die Waldbrände könnten sogar zur Gefahr für das Weltklima werden.

Besonders betroffen von den anhaltenden Bränden sind die Republiken Jakutien und Burjatien sowie die Regionen Krasnojarsk und Irkutsk. Auf Satellitenbildern ist das dramatische Ausmaß der Feuer zu sehen.

Ein Satellitenbild der russischen Weltraumorganisation Roskosmos zeigt Waldbrände in der Region um die Großstadt Krasnojarsk. (Bild: AP)
Ein Satellitenbild der russischen Weltraumorganisation Roskosmos zeigt Waldbrände in der Region um die Großstadt Krasnojarsk.
(Bild: AP)
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Löschflugzeuge und Armee im Einsatz
Das russische Militär hat erst am Donnerstag seine Löscheinsätze mit Flugzeugen begonnen. Die ersten beiden Transportmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 seien mit 42 Tonnen Wasser an Bord in Krasnojarsk gelandet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Insgesamt sollen je zehn Flugzeuge und MI-8-Hubschrauber eingesetzt werden. Zudem soll die Armee die Feuerwehrleute vor Ort unterstützen.

Aufnahme aus einem Zivilschutz-Helikopter während eines Löschflugs (Bild: AP)
Aufnahme aus einem Zivilschutz-Helikopter während eines Löschflugs
(Bild: AP)
(Bild: AP)

Kritik an später Reaktion der Behörden
Bewohner der betroffenen Regionen kritisierten, dass sich die lokalen Verantwortlichen zuvor wenig um die Katastrophe gekümmert hätten. Auch die Machtzentrale in Moskau hätte überhaupt nichts unternommen. Experten meinten, dass es nun vielerorts schon zu spät sei, um noch etwas zu löschen.

In der Nacht auf Donnerstag hatte sogar US-Präsident Donald Trump in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin Hilfe angeboten. Der Kremlchef lehnte jedoch dankend ab, nachdem er kurz zuvor das Militär damit beauftragt hatte, den Zivilschutz zu unterstützen.

Putin schlug Trumps Hilfsangebot aus. (Bild: AFP)
Putin schlug Trumps Hilfsangebot aus.

Warnung vor Klimawandel-Spirale
Umweltschützer warnen, dass die Zerstörung der riesigen Waldflächen in Sibirien eine gefährliche Klimawandel-Spirale auslösen könnte. Laut Greenpeace Russland würden durch die Brände große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid freigesetzt, außerdem könne niedergebrannter Wald auch kein CO2 mehr speichern. „Die nördliche Taiga brennt seit Wochen, und das Hauptproblem ist, dass diese nördlichen Wälder sehr lange, etwa 100 Jahre, zur Regeneration brauchen“, sagte der Wissenschaftler Alexander Brjuchanow.

Zudem, so Grigori Kuxin von Greenpeace Russland, würden Ruß und Asche die Eisschmelze in der Arktis und das Auftauen von Permafrostböden beschleunigen. Rußpartikel, die auf Eis und Schnee fallen, würden das Eis schmelzen lassen oder durch die Verdunkelung der Schnee- und Eisflächen dafür sorgen, dass sie nicht mehr so viel Sonnenlicht reflektierten und somit weniger zur Kühlung der Erde beitrügen. Die Wirkung der Waldbrände in Sibirien auf das Klima sei somit „beträchtlich“.

Er warnte vor einem gefährlichen Teufelskreis: „Je mehr die Brände das Klima beeinflussen, desto günstiger sind die Bedingungen für neue gefährliche Brände.“ Greenpeace startete daher eine Petition, in der die russischen Behörden aufgerufen werden, mehr gegen Waldbrände zu unternehmen. Angesichts der aktuellen Katastrophe appellierte die Organisation zudem an die Behörden, mehr Einsatzkräfte in die Brandregionen zu schicken und den Betroffenen auch die Wahrheit über die Gefahr des Rauches zu sagen. 

Die 325.000-Einwohner-Stadt Tschita nahe der Grenze zur Mongolei ist großteils in dichten Rauch gehüllt. (Bild: AP)
Die 325.000-Einwohner-Stadt Tschita nahe der Grenze zur Mongolei ist großteils in dichten Rauch gehüllt.
Auch das Zentrum von Ulan-Ude, Hauptstadt der Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien, ist von gesundheitsschädlichem Rauch durchzogen. (Bild: AP)
Auch das Zentrum von Ulan-Ude, Hauptstadt der Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien, ist von gesundheitsschädlichem Rauch durchzogen.

Wildtiere machen Ortschaften unsicher
 Ein weiteres Problem sind Wildtiere, die aus den Wäldern fliehen und teilweise in Ortschaften einfallen. Das Nachrichtenportal „The Siberian Times“ berichtete etwa, dass Bären in einem Dorf in Jakutien mehrere Hunde getötet hätten, die an Ketten lagen. Biologen warnten Menschen in den von den Bränden betroffenen Gebieten vor möglichen Angriffen der erschöpften Raubtiere. Viele kleinere Wildtiere hingegen sind durch die Rauchmassen in den Wäldern erstickt.

Seit Monaten Wetterkapriolen in Sibirien
 Bereits seit Monaten kommt Sibirien nicht zur Ruhe. Im Frühjahr hatte es schlimme Wald- und Steppenbrände gegeben. Im Juni herrschte dort eine Rekordhitze. Zuletzt kämpften wiederum zahlreiche Regionen nach langen Regenfällen mit einem Jahrhunderthochwasser, bei dem Dutzende Menschen starben. Nunmehr herrscht wieder extreme Trockenheit und Hitze.

Zudem zünden Russen traditionell im Sommer zu Tausenden trotz Warnschildern wegen der Waldbrandgefahr Lagerfeuer an. Diese geraten leicht außer Kontrolle. Deshalb kommt es oft zu folgenreichen Wald- und Steppenbränden. Dabei gehen die in Sibirien hauptsächlich aus Holz gebauten Häuser leicht in Flammen auf. Immer wieder brennen ganze Siedlungen, nicht selten gibt es Tote und Verletzte.

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