Nachdem 16 Verfahren wegen Strafunmündigkeit eingestellt wurden, musste sich ein 14-Jähriger heute vor Gericht in Linz erklären. Raub, Erpressung, Diebstahl, kriminelle Vereinigung und mehr: die Liste an Delikten ist lang. Der Angeklagte zeigte sich teilweise geständig, bestreitet aber Mitglied der aggressiven Jugenbande LML (Leben mit Loyalität) *[Hinweis unten] zu sein. Am Ende fasste der Bursche 15 Monate teilbedingte Haft aus, zehn Monate davon wurden zur Bewährung ausgesetzt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Die Liste der Delikte, die die Staatsanwaltschaft dem mutmaßlichen Mitglied der sogenannten LML-Jugendbande, Leben mit Loyalität, zur Last legt - Raub, Urkundenunterdrückung, Entfremdung unbarer Zahlungsmittel, Körperverletzung, kriminelle Vereinigung, Erpressung und Diebstahl - steht im krassen Gegensatz zum Erscheinungsbild des schmächtigen 14-Jährigen. Der Afghane wurde in Handschellen von einem Justizwachebeamten aus der Untersuchungshaft in den großen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts geführt. Er harrte reglos bis zum Beginn des Prozesses aus und antwortete auch ruhig auf die Fragen des Gerichts. Allerdings gab er nur den kleineren Teil der Vorwürfe zu.
Opfer entlastet Täter
Mitte Jänner soll der Bursch gemeinsam mit vier Komplizen zweimal versucht haben, einer Elfjährigen Handy und Geld zu rauben. Sie sollen das Mädchen festgehalten, in den Bauch geschlagen und mit Füßen getreten haben. Die Schülerin, die dabei verletzt wurde, weigerte sich aber, ihnen etwas zu geben. Zu diesen Vorwürfen bekannte sich der Bursch nicht schuldig. Warum er in der Sache ausgerechnet von seinem an dem Raub beteiligten und deswegen bereits verurteilten Bruder belastet wird, konnte er sich nicht erklären. Zur Überraschung des Gerichts sagte dann aber auch das Opfer, dass der Angeklagte nicht unter den Tätern gewesen sei.
Unter Androhung von Schlägen
Von einem 13-Jährigen soll der Angeklagte unter Androhung von Schlägen und mit dem Hinweis, dass er Mitglied der LML-Bande sei, immer wieder Geld und bestimmte Kleidungsstücke erpresst haben. Über soziale Medien soll er eine regelrechte Bestellliste, welche Schuhe oder Jacken er gerne hätte, bei dem Teenager aufgegeben haben. Er bekam auf vier Etappen Artikel im Gesamtwert von 415 Euro und 280 Euro Bargeld ausgehändigt. Unter anderem soll der 13-Jährige sogar bei einem London-Trip von seinem Taschengeld Kleidung gekauft haben, die von ihm verlangt worden sei. Der Angeklagte gab diese Vorwürfe zu, will aber nicht bei der LML-Bande sein.
Teilweise schuldig
Im Februar soll der Angeklagte an einem Überfall auf einen 16-Jährigen, dem die Geldbörse geraubt wurde, beteiligt gewesen sein. Hier bekannte sich der Bursch nur teilweise schuldig. Sein Kumpel habe den Jugendlichen nach Geld und Zigaretten gefragt. Er selbst habe das Opfer nur festgehalten, als dieses seinen Freund würgen wollte, behauptete er. Der 16-Jährige, der bei dem Überfall getreten wurde und unter anderem einen Zahn eingebüßt hat, bestätigte vor Gericht, dass der Angeklagte an der Tat beteiligt gewesen sei. Er sei aber nicht jener gewesen, der ihn mit einem Schlag verletzt haben.
Opfer erkannte Täter auf Foto
Mit einem Diebstahl, der dem Angeklagten ebenfalls zur Last gelegt wird, will dieser nichts zu tun haben. Konkret geht es um 50 Euro, die einer Pensionistin in einem Seniorenheim entwendet wurden. Das Opfer hat den Angeklagten auf einem Foto wiedererkannt, dieser will aber gar nicht in dem Heim gewesen sein.
Neben der teilbedingten Haft von 15 Monaten ordnete das Gericht auch Bewährungshilfe für den verurteilten Jugendlichen an. Nach seiner Haftentlassung soll der Bursche fernab seines bisherigen Freundeskreises in eine Wohngemeinschaft ziehen. Seinen Opfern muss er überdies insgesamt 3000 Euro Teilschmerzensgeld bezahlen. Von zwei weiteren versuchten Raubüberfällen und einem Diebstahl wurde der Angeklagte zudem freigesprochen. Er nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab allerdings keine Erklärung ab.
*[Update: 05.08.2019; 11:23: Bei LML (Leben mit Loyalität) handelt es sich um einen von den Jugendlichen erfundenen Namen. Es besteht KEIN Zusammenhang mit der LML Versicherungsmakler GmbH.]
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