Eigene Mutter getötet

Schüler (14) hat „hinter Gittern geregeltes Leben“

Niederösterreich
03.08.2019 06:00

Es geschah am 22. Juli: Eine 55-Jährige wurde in ihrer Wohnung in einem kleinen Dorf in Niederösterreich mit drei Messerstichen getötet. Ihr Sohn (14) hat die Tat mittlerweile gestanden. Er sei im Zuge eines Streits „ausgerastet“, gab er in Verhören zu Protokoll. Jetzt sagt er: „Ich verstehe mich selbst nicht.“

Dem Drama ging eine bedrückende Geschichte voraus: Die Frau war aufgrund psychischer Probleme nie dazu fähig, ihren Sohn adäquat zu versorgen. Zuletzt verhielt sich auch er „auffällig“, war aggressiv, ging selten zur Schule, verbrachte viel Zeit damit, Ego-Shooter-Games zu spielen.

Fotos aus dem Familienalbum: Nur selten posierten die Mutter und ihr Sohn gemeinsam vor Kameras. Die Frau war oft bis spätnachts in Wirtshäusern unterwegs, der Bub flüchtete schon früh in Scheinwelten. (Bild: zVg, krone.at-Grafik)
Fotos aus dem Familienalbum: Nur selten posierten die Mutter und ihr Sohn gemeinsam vor Kameras. Die Frau war oft bis spätnachts in Wirtshäusern unterwegs, der Bub flüchtete schon früh in Scheinwelten.
In diesem Wohnhaus kam es zur Bluttat. (Bild: Andi Schiel)
In diesem Wohnhaus kam es zur Bluttat.
(Bild: Andi Schiel)

14-Jähriger gilt als braver Häftling
Der Bub ist nun in der Jugendstrafanstalt Gerasdorf (NÖ) in U-Haft. Er gilt dort als braver Häftling. Mit seinen Mitinsassen verträgt er sich gut, er spielt mit ihnen oft „Mensch ärgere dich nicht“. Wenn er alleine in seiner Zelle ist, schaut er im Fernsehen harmlose Serien an. Und er hat Pläne: Er will im Gefängnis den Schulabschluss machen und danach eine Tischlerlehre beginnen. „Er hat“, so sein Anwalt Ernst Schillhammer, „hinter Gittern ein geregeltes Leben - das er bisher immer vermisste.“

„Ich besuche den Buben regelmäßig im Gefängnis. Er findet hier Strukturen vor, nach denen er sich sein ganzes bisheriges Leben lang gesehnt hat“, erklärt Anwalt Ernst Schillhammer. (Bild: Manfred Fesl)
„Ich besuche den Buben regelmäßig im Gefängnis. Er findet hier Strukturen vor, nach denen er sich sein ganzes bisheriges Leben lang gesehnt hat“, erklärt Anwalt Ernst Schillhammer.

Wie geht es dem Buben sonst? Er trauere sehr um seine Mutter, habe Schlafprobleme: „Er wird mit dem Geschehenen kaum fertig.“ Demnächst soll er von Gerichtspsychiater Peter Hofmann untersucht werden.

Martina Prewein, Kronen Zeitung

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