Handelskrieg mit USA

Märkte zittern: Macht China Währung zur Waffe?

Ausland
06.08.2019 12:52

Der Handelskrieg zwischen den USA und China könnte sich zum Währungskrieg auswachsen - mit dramatischen Folgen für die internationalen Finanzmärkte! Am Montag fiel der chinesische Yuan auf den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren. Während Peking von einer marktbedingten Abwertung spricht, wirft die Regierung in Washington den Chinesen eine gezielte Manipulation der eigenen Währung vor. Mit einer bewussten Abwertung der Landeswährung verschaffe sich China unfaire Vorteile im Welthandel und verstoße damit gegen Verpflichtungen als Mitglied der 20 führenden Industrie-und Schwellenländer, erklärte Finanzminister Steven Mnuchin. An den Börsen wuchs die Angst, dass Politiker beider Länder mit immer neuen Gegenmaßnahmen reagieren würden - und so das Wachstum der Weltwirtschaft abwürgen.

Sowohl die Yuan-Abwertung als auch die Erklärung, chinesische Unternehmen würden ab sofort keine Agrargüter mehr aus den USA importieren, werden als Reaktion auf die in der vergangenen Woche von US-Präsident Donald Trump verhängten neuen Strafzölle gegen China gesehen. Trump kritisierte die Abwertung des Yuan als „Währungsmanipulation“. China habe den Kurs seiner Währung nahe an ein historisches Tief gesenkt, um sich Vorteile im internationalen Wettbewerb zu verschaffen. Der Staatschef legte auf Twitter nach: China habe „schon immer die Manipulation seiner Währung genutzt, um unsere Unternehmen und Fabriken zu stehlen, unseren Arbeitsplätzen zu schaden“ und die Löhne der amerikanischen Arbeiter zu drücken. „Damit ist jetzt Schluss.“

Experte: „Die Entscheidung ist ein Schocker“
Der Yuan notiert derzeit auf dem tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren. Ein Dollar kostet wieder mehr als sieben Yuan. Das verbessert die Chancen chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt und federt die Folgen der US-Strafzölle im Handelskonflikt ab. Trump hatte China schon im US-Wahlkampf 2016 der Währungsmanipulation bezichtigt, als Präsident dann aber zunächst nichts dagegen getan. Die jetzige Entscheidung kann zu Strafmaßnahmen führen, etwa dem Ausschluss von staatlichen Aufträgen in den USA. „Die Entscheidung ist ein Schocker“, sagte Tim Duy, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Oregon.

US-Präsident Donald Trump fordert von China eine Beseitigung von Marktschranken, kritisiert die Verletzung von Urheberrechten, den zwangsweisen Technologietransfer bei in China tätigen US-Unternehmen und staatliche Subventionen. (Bild: APA/AFP/Jim WATSON)
US-Präsident Donald Trump fordert von China eine Beseitigung von Marktschranken, kritisiert die Verletzung von Urheberrechten, den zwangsweisen Technologietransfer bei in China tätigen US-Unternehmen und staatliche Subventionen.

China wies die US-Vorwürfe zurück. Die Volksrepublik habe und werde den Yuan nicht als Waffe im Handelsstreit einsetzen, erklärte die Zentralbank des Landes. China als Währungsmanipulator einzustufen, stelle eine ernste Verletzung internationaler Regeln dar. Ein Berater der Regierung in Peking sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Auslöser der Yuan-Abwertung sei die unerwartete Ankündigung neuer US-Strafzölle durch Trump in der vorigen Woche gewesen. „Die Verantwortlichkeit liegt auf der Seite der USA.“

Währungshändler in Seoul beobachten die Kursentwicklung des Yuan. (Bild: APA/AFP/Jung Yeon Je)
Währungshändler in Seoul beobachten die Kursentwicklung des Yuan.

„Unumkehrbarer Handelskonflikt“ und Dominoeffekt drohen
Ökonomen sehen die Eskalation mit Sorge. „Dies könnte der Anfang eines unumkehrbaren Handelskonflikts zwischen den beiden Ländern sein“, sagte Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. China habe immer schon seine Währung manipuliert. „Diese Manipulation aber nun durch den Handelskonflikt zu rechtfertigen, muss zwingendermaßen zu einer Eskalation mit den USA führen.“

Container aus China im Hafen von Long Beach, Kalifornien (Bild: APA/AFP/Mark RALSTON)
Container aus China im Hafen von Long Beach, Kalifornien

Fratzscher befürchtet, dass andere asiatische Länder ihre Währungen ebenfalls abwerten könnten, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Das könnte zu einem stärkeren Euro führen, damit würden Waren „Made in Germany“ außerhalb des Euroraumes teurer. „Die Folge werden wohl geringere deutsche Exporte und damit ein schwächeres Wachstum in Deutschland sein. In Zeiten, in denen sich die deutsche Wirtschaft in einer milden Rezession befindet, ist die Eskalation im globalen Handelskonflikt das letzte, was wir brauchen“, mahnte Fratzscher.

Nächster Verhandlungstermin im September
Angesichts der jüngsten Eskalation erscheint eine baldige Lösung des Handelsstreits zwischen den beiden Wirtschaftsmächten unrealistisch. So rechnet die US-Investmentbank Goldman Sachs nicht mehr mit einer Einigung vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2020. Das nächste Treffen der chinesischen und US-amerikanischen Unterhändler findet dem Vernehmen nach im September statt.

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