Bei den meisten Männern ist das Geschlechtsteil in erigiertem Zustand nicht kerzengerade, sondern leicht nach oben, unten oder zur Seite gebogen. Eine ausgeprägte Verkrümmung bzw. Verformung wird für Betroffene aber schnell zum Problem, führt zu Schmerzen, Schwierigkeiten beim Sex und in Folge oft auch zu psychischen Beschwerden.
Grundsätzlich unterscheidet man in der Medizin zwei Arten der Penisverkrümmung: Die seltenere, angeborene Form (davon sind etwa 2 Prozent aller Männer betroffen) entsteht durch eine embryonale Fehlentwicklung. Studien zufolge leiden jedoch bis zu 10 Prozent aller Vertreter des „starken“ Geschlechts an einer erworbenen Verkrümmung (Induratio Penis Plastica oder kurz IPP). Die Ursache für Letztere konnte aber noch nicht ganz geklärt werden. Experten gehen von einer genetischen Veranlagung aus, die zu einer übermäßigen Heilungsreaktion auf kleinste Verletzungen führt, wie der Wiener Androloge Dr. Franklin Kuehhas erklärt.
Penisverkrümmung ist keine seltene Krankheit
„Nach solchen Mikroverletzungen, die zum Beispiel beim Sex passieren können, bildet sich Narbengewebe, das als Knoten tastbar ist und dazu führt, dass sich die Schwellkörper nicht mehr gleichmäßig entfalten. Das Resultat: ein verkrümmter oder verformter Penis“, erläutert der Experte für rekonstruktive Andrologie. „Obwohl so viele Männer im Laufe ihres Lebens unter einer IPP leiden, gilt die Erkrankung im urologischen Alltag noch immer als ,selten‘. Die Betroffenen trauen sich häufig nicht, offen darüber zu sprechen und mit ihrem intimen Problem zum Arzt zu gehen“, merkt Dr. Kuehhas an. Manchmal haben Männer trotz einer starken Deformierung des Penis keinerlei Beschwerden. Hingegen kann bereits ein geringer Grad zu Schmerzen, weitreichenden Problemen im Sexualleben und einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Dr. Kuehhas rät daher, „eine Behandlung bereits in Angriff zu nehmen, wenn der Patient die Verkrümmung als Belastung empfindet, auch wenn sie objektiv gar nicht so stark ausgeprägt ist.“
In der ersten, akuten Phase äußert sich eine IPP neben der entstehenden Verkrümmung und tastbaren Knoten am Schaft oft durch Schmerzen im Penis. In der chronischen Phase lassen die Beschwerden nach, die Verkrümmung verschlimmert sich nicht weiter. „Zunächst sollte man konservative Behandlungsmethoden ausschöpfen. Bei einer Injektionstherapie etwa wird über einen längeren Zeitraum in ambulanten Sitzungen ein spezielles Enzym in das Narbengewebe gespritzt, damit sich dieses auflöst und sich die Verkrümmung zurückbildet.
Frühzeitig abklären und behandeln lassen
Führen konservative Therapien nicht zur Besserung, muss man jedoch an eine Operation denken. Mit neueren, alternativen OP-Verfahren ist man mittlerweile in der Lage, eine Verkrümmung auch ohne Längenverlust erfolgreich chirurgisch zu behandeln", so Dr. Kuehhas. Wer Veränderungen an seinem Penis feststellt, sollte so früh wie möglich einen spezialisierten Urologen aufzusuchen. Wird zu lange gewartet, können Betroffene im schlimmsten Fall ihre Erektionsfähigkeit verlieren. „Dann reicht eine simple Penisbegradigung nicht mehr aus, sondern es muss zusätzlich eine Penisprothese implantiert werden“, gibt der Arzt zu bedenken.
Dr. Franklin Kuehhas & Regina Modl, Kronen Zeitung
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