Nicht weniger als etwa 100 Delikte sollen auf das Konto einer Jugendbande gehen, die seit Herbst 2018 in Oberösterreich aktiv war. Die Gruppe umfasst 43 Mitglieder elf unterschiedlicher Nationalitäten, acht davon sind unter 14 Jahre alt. Die Polizei ermittelte seit sechs Monaten gegen die von den Beamten „Babyface“ genannte Bande.
Bei einem Großteil der Straftaten handelte es sich um (Straßen-)Raube, bei denen es oft nur um Bagatellbeträge - ein bis zehn Euro - gegangen sei. Außerdem gingen Verbrechen wie Diebstahl, Körperverletzung, gefährliche Nötigung, Drohung sowie Vergehen gegen das Suchtmittel- und das Waffengesetz und Urkundenunterdrückung auf das Konto der Bande, erläuterte Ermittlerin Simone Wögerbauer vom Stadtpolizeikommando Linz. Als Opfer suchte sich die lose zusammengesetzte Truppe meist Jüngere oder Schwächere im unmittelbaren schulischen Umfeld oder Bekanntenkreis aus, darunter auch die Mutter eines Täters.
„Interkulturelle Zusammenarbeit“
Eine Besonderheit der Bande sei ihre „interkulturelle Zusammenarbeit“, so der Sprecher der Staatsanwalt Linz, Philip Christl. Denn insgesamt gehören die Jugendlichen elf verschiedenen Nationalitäten an, zwölf davon seien Österreicher. Die Mehrheit der Jugendlichen stammt aus gut integrierten Familien. Neben den acht Strafunmündigen reicht die Altersspanne der übrigen Bandenmitglieder von 14 bis 19 Jahren.
Ein Drittel der Täter musste sich bereits vor dem Richter verantworten und wurde insgesamt zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren und einem Monat, davon vier Jahre und ein Monat unbedingt, verurteilt - ein Ausmaß, das Staatsanwalt Christl angesichts des anzuwendenden Jugendstrafgesetztes, bei dem der Strafrahmen auf die Hälfte begrenzt ist und es keine Untergrenze gibt, als durchaus beachtlich einstufte.
Haftstrafe für 14-jähriges Bandenmitglied
Erst vergangenen Freitag hatte sich ein 14-Jähriger, der ebenfalls Mitglied dieser Bande war, in Linz verantworten müssen. Er fasste eine - mittlerweile rechtskräftige - teilbedingte 15-monatige Haftstrafe aus.
Grund für die Straftaten sei oft weniger Geldnot gewesen als vielmehr Imponiergehabe oder „Happy Slapping“, also das Aufnehmen der Straftat und das anschließende Verbreiten über soziale Medien, so Staatsanwaltschaftssprecher und Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter. Über die Netzwerke, insbesondere Instagram, hätten sich die Jugendlichen auch in wechselnder Zusammensetzung für ihre Überfälle verabredet.
„Wir haben damit sicher nicht die Jugendkriminalität abgeschafft“, aber die Festnahmen und Verurteilungen hätten bereits ihre Wirkung gezeigt, denn die Zahl der Raube sei in letzter Zeit deutlich zurückgegangen, zog Christl ein Resümee über die Ermittlungen im Fall der Jugendbande.
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