Stadt greift durch
„Invasion“: Venedig verbannt Kreuzfahrt-Riesen
Venedig und dem zuständigen Verkehrsminister Danilo Toninelli reicht es! Ab sofort sollen sich die riesigen Kreuzfahrtschiffe von der Lagunenstadt fernhalten - und zwar sehr fern, geht es nach dem Minister und der Hafenbehörde. In einem Appell an die größten europäischen Häfen wie Amsterdam, Barcelona und Dubrovnik wird dazu aufgerufen, „die Kräfte zu bündeln“ und „alternative Routen zu suchen“. Bis 2020 will Toninelli „ein Drittel der Schiffe aus der Lagune heraushalten“, sagte er in einem auf Facebook veröffentlichten Video. Die Kreuzfahrtschiffe fügen besonders den Fundamenten der Stadt Jahr für Jahr durch die hohen Wellen Schäden zu, die Umweltbelastung ist zudem enorm, Toninelli sprach gar von einer „Invasion“.
Ab sofort sollen zunehmend die Häfen Fusina und Lombardia, ein Anlegeplatz in Privatbesitz, außerhalb des Stadtzentrums angefahren werden. In jedem Fall will Toninelli „die großen Schiffe endgültig aus dem San-Marco-Becken und dem Giudecca-Kanal entfernen“. Bis 2020 spätestens soll dann ein Drittel der Schiffe überhaupt auf Alternativrouten ausweichen und gar nicht mehr in der Lagune anlegen. Zudem wird diskutiert, ob Chioggia am Fuße der Lagune oder Lido San Nicolo, ein Fährhafen an der Adria, künftig als Anlegeplätze ausgebaut werden.
Mit den monströsen Luxusdampfern vor dem Markusplatz soll jedenfalls Schluss sein. „Dank der Zusammenarbeit mit dem Betreiber des Lombardei-Terminals TIV ergibt sich eine Verfügbarkeit, um sofort eine große Anzahl Schiffe bis zum Ende der Saison 2019 aufzunehmen. Für die Saison 2020 könnten dann noch mehr Schiffe umgeleitet werden“, so Toninelli.
Hafenbehörde appelliert an europäische Metropolen
Zuvor hatte die Hafenbehörde Venedigs die beliebtesten Kreuzfahrtziele Europas aufgefordert, sich bei der Bewältigung der Gefahren, die von den großen Schiffen ausgehen, zusammenzuschließen. Der Appell erging vom Chef der Hafenbehörde für die nördliche Adria in Venedig, Pino Musolino. Die betroffenen Hafenstädte müssten ihre Kräfte bündeln, um die Reedereien dazu zu bringen, Schiffe einzusetzen, „die mit unseren Gegebenheiten und der Umwelt vereinbar sind“, so Musolino. Der Hafenbehörde zufolge reagierten Barcelona, Palma de Mallorca und Marseille bereits positiv auf Musolinos Schreiben, berichtet die „Bild“.
„Monsterschiffe“ bedrohen die Lagune
Die riesigen Kreuzfahrtschiffe fügen der historischen Lagunenstadt jedes Jahr beträchtliche Schäden zu. Die verursachten Wellen schaden den Fundamenten der zum Weltkulturerbe gehörenden Stadt, zudem bedrohen die Schiffe das sensible ökologische Gleichgewicht in der Lagune. Die extrem nah vor der Küste fahrenden Schiffe stellen zudem eine Gefahr dar, bereits mehrfach kam es zu Zwischenfällen. So rammte etwa im Juni ein Kreuzfahrtschiff ein Touristenboot. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt.
Auch die Touristenmassen sind der Stadt mitterlweile ein Dorn im Auge. 2018 zählte Venedig rund 1,56 Millionen Kreuzfahrt-Touristen.
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