Unfall in Russland

Raketentest missglückt: Erhöhte Radioaktivität

Ausland
10.08.2019 17:02

Bei einem missglückten Test auf einem Militärgelände im Norden Russlands sind sieben Menschen getötet worden. Bei dem Unglück wurde offenbar Radioaktivität freigesetzt - darauf deuten auch Berichte russischer Online-Medien, wonach die Verletzten in eine Spezialklinik für Strahlenopfer gebracht worden seien. Zu dem Unfall kam es laut Angaben der russischen Atombehörde Rosatom beim Probelauf eines Raketenmotors. US-Experten vermuten aber, dass es beim Test eines neuartigen Marschflugkörpers mit Atomantrieb zu einer Explosion gekommen ist.

Die Opfer des Unglücks, das sich auf dem Testgelände Nyonoska rund 30 Kilometer von der Stadt Sewerodwinsk entfernt ereignete, waren Rosatom-Beschäftigte. Sie seien damit beauftragt gewesen, die „isotopische Energiequelle“ für die getestete Rakete zu betreiben.

(Bild: dapd)

Verteidigungsministerium: „Strahlenwerte sind normal“
Nach dem Unglück am Donnerstag hatte das russische Verteidigungsministerium betont, dass keine Schadstoffe ausgetreten seien. „Die Strahlenwerte sind normal“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Die Stadtverwaltung Sewerodwinsk maß jedoch kurzzeitig erhöhte radioaktive Strahlung und stellte diese mittlerweile wieder gelöschte Information auch auf die städtische Homepage.

Nach Medienberichten deckten sich Anrainer in der Umgebung des Raketentestgeländes mit Jod ein. In mehreren Apotheken der beiden Hafenstädte Archangelsk und Sewerodwinsk sei Jod, das bei radioaktiver Verstrahlung helfen kann, bereits ausverkauft.

Unfall mit atomgetriebenem Marschflugkörper?
Ankit Panda vom Amerikanischen Wissenschaftler Verband sagte, bei der Explosion eines mit flüssigen Brennstoff angetriebenen Raketentriebwerks werde keine Radioaktivität freigesetzt. Er nehme an, es habe einen Unfall mit einem mit Atomenergie betriebenem Triebwerk gegeben. Auch ein zweiter von der Nachrichtenagentur Reuters befragter US-Experte vertrat diese Ansicht.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im März 2018 eine neue Generation von Marschflugkörpern angekündigt. Sie seien bereits 2017 getestet worden, hätten eine unbegrenzte Reichweite und seien unangreifbar für alle existierenden Raketenabwehrsysteme.

Wladimir Putin (Bild: AFP)
Wladimir Putin

„Moskaus ,Alles ist normal‘ klingt unglaubwürdig“
Ein Mitglied der US-Regierung erklärte, er werde weder bestätigen noch dementieren, dass es einen Unfall mit einem atomar angetriebenen Marschflugkörper in Russland gegeben habe. „Wir beobachten weiterhin die Vorgänge im entlegenen Norden Russlands, aber die Versicherungen Moskaus ,Alles ist ganz normal‘ klingen für uns unglaubwürdig“, sagte ein Regierungsmitarbeiter, der nicht genannt werden wollte.

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