Experte erklärt, warum

Die alte FPÖ-Liebe zu Russland rostet nicht

Österreich
10.08.2019 20:00

Die engen Bande zu Russland haben Heinz-Christian Strache auf Ibiza zu Fall gebracht. Ein Grund, der Großmacht abzuschwören? Mitnichten: Sein erstes TV-Interview nach dem Absturz gab der Freiheitliche ausgerechnet dem Kreml-Kanal. Ein Experte erklärt, was die FPÖ an Russland so liebt - und umgekehrt.

Sei es der jüngst zum russischen Bahn-Aufsichtsrat beförderte Christian Kern, sein Vorvorvorgänger Wolfgang Schüssel oder Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling: Vor allem nach ihren Karrieren hegen Politiker hierzulande große Sympathien für Russland - und zwar wider alle Bedenken in puncto Menschenrechte.

Abkommen mit Putin-Partei
Doch die FPÖ ging stets einen Schritt weiter, so eng wie die Blauen schmiegt sich niemand an Wladimir Putin. Belege dafür existieren zuhauf: Die FPÖ schloss ein auch unter neuer Führung hochgehaltenes Abkommen mit Putins Partei „Einiges Russland“, schickte wohlwollende Wahlbeobachter zur Abstimmung über die völkerrechtswidrige Krim-Annexion und vertrat am Balkan gerne russische statt europäischer Interessen. Mit Ibiza-Kompagnon Johann Gudenus hatte die FPÖ einen starken Russen-Verbindungsmann.

Das i-Tüpfelchen waren die Hochzeitsbilder der sich vor Putin verbeugenden Außenministerin Karin Kneissl - verbreitet vom Propagandasender RT. Der Kanal soll im Sinne Russlands für Unruhe im Westen sorgen, mit Ausnahme von Rechtspopulisten meiden Politiker ihn meist. Dass Heinz-Christian Strache just diesem sein erstes großes TV-Interview nach dem Ibiza-Video gibt, in dem er mit einer Fake-Oligarchin über korrupte Machenschaften schwadronierte, zeigt: Die Russenliebe rostet nicht.

(Bild: RT)

Russland als Eldorado der Rechtskonservativen
Aber warum eigentlich nicht? Russlandexperte Gerhard Mangott erklärt die Sympathien, die Politiker wie Strache für Putin hegen: „Das ist etwa die Faszination des autoritären Regierens, man muss sich ja wenig um den Rechtsstaat kümmern. Zudem gibt es einen starken nationalen Souveränitätsgedanken, Anti-Amerikanismus, eine Ablehnung von Integration und Establishment sowie eine starke Hinwendung zum Christentum.“

Wladimir Putin (Bild: AFP)
Wladimir Putin

Putin vollzog eine „rechtskonservative Wende“ - die gefalle FPÖ und Co. eben, sagt Mangott zur „Krone“. Russland verspricht sich indes Instabilität in der EU durch die Freundschaft zu Parteien wie der Lega Nord von Strache-Freund Matteo Salvini.

Laut Mangott gebe es - neben Ibiza etwa bei Salvini und dem Rassemblement National - „immer wieder Hinweise, dass sie Geld aus Russland bekommen“. Belege existieren laut Mangott keine dafür. Nachsatz: „Ausschließen würde ich es trotzdem nicht.“

Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung

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