Das Drama im Straßer Tierheim „Adamhof“ hat über die steirischen Landesgrenzen hinaus tief erschüttert, zwei Mitarbeiterinnen waren von einem American Staffordshire Terrier ohne Vorwarnung schwer gebissen worden. Wie geht es ihnen? Wie rechtfertigt sich der frühere Besitzer? Heimleiter Charly Forstner weiß Bescheid.
„Krone“: Das Wichtigste vorweg: Wie geht es Ihren beiden Mitarbeiterinnen jetzt?
Charly Forstner: Die 19-jährige Kollegin musste zum Glück nur genäht werden, sie hat aber ziemlich starke Schmerzen. Die 54-jährige ehrenamtliche Mitarbeiterin hat es leider noch viel schlimmer erwischt, sie wird am Montag noch einmal operiert. Gerade sie ist so erfahren mit Hunden, hat den „Adamhof“ in Straß mit aufgebaut. Die ganze Belegschaft steht unter Schock, seit Samstag helfen Mitarbeiter der Arche Noah in Straß aus.
Haben Sie nach der Attacke Rücksprache mit dem Vorbesitzer des Tieres gehalten?
Der ist nicht zu erreichen. Und wir hätten da sehr deutliche Fragen an ihn. Er hatte bei der Abgabe auf Nachfrage betont, dass der Hund „zwickt“, wenn er sich erschreckt. Das war alles. Für uns war er damit keinesfalls als gefährlicher Hund erkennbar. Sonst wäre er gar nie aufgenommen worden.
Warum?
Weil man dort nicht darauf eingerichtet ist, da sind nur nette Tiere. In der „Arche Noah“ ist das anders, da teilen wir Hunde in Farbkategorien ein, rot sind jene, die schon einmal gebissen haben. Dort sind wir über Schleusen etc. so eingerichtet, dass wir jedes Tier einmal beobachten können, es kennenlernen, bevor es Kontakt mit Menschen hat. Wir wissen bislang auch nicht, warum der Mann extra aus Wien gezielt nach Straß gefahren ist, um den Hund dort abzugeben. Er hat nur gemeint, in Wien nimmt ihn kein Heim, und er habe keine Zeit für ihn.
Glauben Sie, dass da mehr dahintersteckt?
Das befürchte ich auf jeden Fall! Der Hund springt sofort an, wenn man einen Gegenstand in die Hand nimmt, und wird höchst aggressiv. Ich will keinem etwas unterstellen. Also generell gesprochen, wenn Tiere aggressiv auf Gegenstände reagieren, auf eine mögliche Bedrohung, dann müssen sie Schreckliches erlebt haben. Oder darauf dressiert worden sein. Beides ist ein Verbrechen am Hund.
Werden Sie gegen den Vorbesitzer vorgehen?
Wir machen auf jeden Fall eine Anzeige wegen Fahrlässigkeit, Gemeingefährdung.
Bekommen Sie oft bissige Hunde ins Heim?
Bei uns wurden nur in den letzten drei Wochen 35, nette wie unfreundliche, abgegeben. Kein Einziger von ihnen war richtig gehalten worden. An den Krallen war zu erkennen, wie viele davon nur in einer Wohnung dahinvegetiert sind - ohne adäquate Bewegung. Viele haben null Erziehung, wurden kaum beschäftigt. Und dann wundern sich die Leute, wenn die aggressiv werden.
Ihr Appell?
Ganz deutlich jetzt? Nehmen Sie sich nur einen Hund, wenn Sie genug Zeit und Interesse dafür haben! Langfristig! Ansonsten lassen Sie die Finger davon.
Sind Sie für eine Einteilung in gefährliche Rassen?
Nein, das ändert nichts am Problem. Wenn einer ein Verbrecher ist, findet er eine andere Waffe. Gerade der Staffordshire Terrier ist an sich ein wunderbarer Hund.
Was passiert jetzt mit „Cesar“?
Der Hund wurde eingeschläfert.
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