NGO-Schiff besucht

Salvini an Gere: „Alle Migranten im Jet mitnehmen“

Ausland
12.08.2019 17:16

US-Schauspieler Richard Gere hat gerettete Migranten an Bord des spanischen NGO-Schiffs Open Arms besucht (siehe Video oben). Bei einer anschließenden Pressekonferenz auf der italienischen Insel Lampedusa kritisierte er die harte Haltung Italiens zu den Migranten. „Ich liebe die Italiener sehr, eure Großzügigkeit und eure Lebensfreude. Und doch habe ich festgestellt, dass sich da etwas geändert hat“, sagte der Hollywoodstar, der zuvor Lebensmittel aufs Schiff gebracht hatte. Italiens Innenminister Matteo Salvini konterte prompt und schrieb auf Twitter in Richtung Gere: „Du kannst alle Migranten mit nach Amerika nehmen in deinen Privatflugzeugen, um sie in deinen Villen zu versorgen. Danke.“

Gere wies bei seinem Besuch auf der Open Arms auf die Notlage der Flüchtlinge hin. „Die meisten Leute sprechen über sie als ,Migranten‘, aber für mich sind sie Flüchtlinge, die vor einem Feuer weglaufen“, sagte Gere in einem von Proactiva Open Arms veröffentlichten Video. Er habe mit fast allen Menschen an Bord gesprochen, alle hätten ihre eigene Geschichte.

Richard Gere im Gespräch mit den geretteten Migranten auf der Open Arms (Bild: AP)
Richard Gere im Gespräch mit den geretteten Migranten auf der Open Arms
Richard Gere im Gespräch mit den geretteten Migranten auf der Open Arms (Bild: AFP)
Richard Gere im Gespräch mit den geretteten Migranten auf der Open Arms

Gere: „Wichtig ist, dass die Migranten ein neues Leben beginnen können“
Und fügte hinzu: „Ich bin von Lampedusa aus hergekommen. Wir haben so viel Wasser und Nahrung wie möglich für jeden an Bord mitgebracht.“ Alle seien wohlauf gewesen, aber es sei wichtig, dass sie nun „einen freien Hafen erreichen, von Bord gehen und ein neues Leben beginnen“ könnten, sagte der Schauspieler. Gere verglich die Situation mit den USA und sagte, es gebe dort „einen Präsidenten, der enorm viel Energie in die Entmenschlichung der Leute“ stecke. Das NGO-Schiff Ocean Viking hatte bereits am Freitag 85 Menschen vor der Küste Libyens gerettet. Mittlerweile befinden sich rund 150 Bootsflüchtlinge an Bord.

US-Schauspieler Richard Gere an Bord der Open Arms im Mittelmeer (Bild: ASSOCIATED PRESS)
US-Schauspieler Richard Gere an Bord der Open Arms im Mittelmeer
(Bild: AP)

Salvini: „Hoffe, dass sich Gere einen Sonnenbrand holt“
Salvini hatte in einem Schreiben am Freitag erklärt, Italien sei „weder gesetzlich verpflichtet noch bereit“, die Menschen aufzunehmen. Das Gleiche gelte für die Bootsflüchtlinge auf der Open Arms. Er sagte außerdem, er hoffe, dass sich Richard Gere einen Sonnenbrand hole und die Flüchtlinge auf die spanische Urlaubsinsel Ibiza mitnehme.

Die seit über einer Woche mit 151 Geretteten an Bord ausharrende Open Arms einer spanischen Hilfsorganisation hatte am Samstag vor Malta weitere 39 Menschen aufgenommen. Unklar ist, wohin beide Schiffe die Menschen bringen werden. Denn die beiden nächstgelegenen europäischen Länder - Italien und Malta - haben ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe weitgehend dicht gemacht. Und Nordafrika wollen sie nicht ansteuern.

Das NGO-Schiff Open Arms (Bild: AFP)
Das NGO-Schiff Open Arms

NGO-Schiff kämpft um sicheren Hafen
„Elfter Tag an Bord, ein sehr heißer Augustsonntag. Wir halten stand, wir haben 151 Gründe es zu tun. 151 Menschen, die das Recht haben, in einem sicheren Hafen an Land zu gehen“, schrieb Open Arms auf Twitter. Open-Arms-Chef Oscar Camps hatte am Samstag mitgeteilt, Malta wolle nur die 39 zuletzt Geretteten an Land lassen - die übrigen aber nicht. „Das hat zu einem ernsthaften Sicherheitsproblem an Bord geführt. Das Ausmaß der Beklemmung dieser Menschen ist unhaltbar“, twitterte er.

Die Regierung Malta teilte mit, dass sich das kleinste EU-Land für die übrigen Migranten nicht zuständig fühle. Sie schrieb außerdem, dass die maltesischen Streitkräfte die Rettung der 39 ohnehin schon vorbereitet hätten, als die Open Arms sie an Bord genommen habe. Am Sonntag erklärte die Organisation, zwei Migranten würden wegen ihres Gesundheitszustands nach Malta geflogen, eine weitere Person sollte nach Italien gebracht werden.

Die Stadt Neapel richtete am Samstag Proactiva Open Arms aus, sie würde die Geretteten gerne aufnehmen. „Es ist ein weiter Weg ... Aber denkt immer daran, dass der Hafen von Neapel offen ist. Die Stadt Neapel hat keine Angst vor 160 Personen“, teilte Italiens drittgrößte Stadt mit. Angesichts der harten Haltung der Regierung in Rom hat dies aber nur symbolischen Charakter.

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