Angriff auf Moschee

Osloer Terrorverdächtiger grinst vor Gericht

Ausland
13.08.2019 06:53

Nach dem Angriff auf eine Moschee bei Oslo kommt der 21 Jahre alte Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Der Norweger, dem die Staatsanwaltschaft neben Mordanschuldigungen mittlerweile auch Terrorismus vorwirft, kann nach dem Beschluss von Richter Sven Olav Solberg somit bis zu vier Wochen lang in U-Haft mit Brief- und Besuchsverbot gehalten werden, die ersten beiden Wochen davon in vollständiger Isolation.

Als der Mann am Montag zu einer Verhandlung in den Gerichtssaal kam, wies sein Gesicht zwei blaue Augen sowie mehrere Schrammen auf, die offenbar von der Auseinandersetzung in der Moschee stammten. Dennoch grinste er in Richtung der Kameras. Im Anschluss mussten die Medien den Saal für die Verhandlung verlassen. Nach Angaben seiner Verteidigerin Unni Fries wies er die Anschuldigungen vor Gericht von sich und forderte seine Freilassung. Sich weiter erklären oder auf Fragen antworten wollte er nicht, wie das Bezirksgericht der norwegischen Hauptstadt am Montag mitteilte.

Philip Manshaus grinste vor Gericht, gab sich aber sonst wortkarg vor dem Gericht in Oslo. (Bild: AP)
Philip Manshaus grinste vor Gericht, gab sich aber sonst wortkarg vor dem Gericht in Oslo.
Philip Manshaus mit seiner Anwältin vor dem Gericht in Oslo (Bild: AP)
Philip Manshaus mit seiner Anwältin vor dem Gericht in Oslo

Tote ist Stiefschwester des Attentäters
Mit mehreren Waffen war der 21-Jährige am Samstag in die Al-Noor-Moschee in Baerum bei Oslo eingedrungen. Dort gab er zwar mehrere Schüsse ab, wurde aber von einem 65-Jährigen überwältigt. Schwerer verletzt wurde dort niemand. In der Wohnung des Verdächtigen fand die Polizei später die Leiche seiner 17 Jahre alten Stiefschwester, weshalb sich der Mann auch wegen Mordes verantworten muss.

(Bild: AP)
Die Polizei im Einsatz nach dem Überfall auf eine Moschee in Norwegen (Bild: AP)
Die Polizei im Einsatz nach dem Überfall auf eine Moschee in Norwegen

Ermittler gehen von einem rechtsextremen Motiv aus 
Die Ermittler gehen bei dem Angriff auf die Moschee unter anderem aufgrund der Online-Aktivitäten des Mannes von einem rechtsextremen Motiv aus. Berichten norwegischer Medien zufolge soll er sich kurz vor der Tat online lobend über den Terroranschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch geäußert haben, bei dem ein Rechtsextremist im März 51 Menschen erschossen und weitere 50 verletzt hatte. Auch zu den kürzlichen Schüssen im texanischen El Paso mit 22 Toten soll er seine Unterstützung geäußert haben.

In einem Vorort von Oslo hat ein schwer bewaffneter Mann eine Moschee angegriffen und einen Gläubigen verletzt. (Bild: AFP)
In einem Vorort von Oslo hat ein schwer bewaffneter Mann eine Moschee angegriffen und einen Gläubigen verletzt.

Der norwegische Geheimdienst PST erhielt bereits vor gut einem Jahr einen Tipp zu dem 21-Jährigen. PST und Polizei seien dem zwar nachgegangen, es habe aber keine Grundlage dafür gegeben, diesen Hinweis weiter zu verfolgen, sagte Geheimdienstchef Hans Sverre Sjøvold am Montag. Die Kommune Baerum liegt unmittelbar westlich von Oslo. Für viele Norweger gilt sie als Reichengegend.

Einen der schwersten rechtsextremen Anschläge verübte Brevik
In Norwegen hatte sich im Juli 2011 einer der schwersten rechtsextremen Anschläge überhaupt ereignet. Anders Behring Breivik tötete damals bei einem Bombenanschlag in Oslo acht Menschen. Weitere 69 Menschen erschoss er auf der Insel Utöya, die meisten Jugendliche.

Im vergangenen März erschoss dann ein Rechtsextremer bei Anschlägen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch 51 Menschen. Eine der angegriffenen Moscheen trägt den selben Namen wie die Al-Nour-Moschee in Baerum. Der mutmaßliche Täter von Christchurch veröffentlichte vor seiner Tat ein Manifest, wonach er unter anderem von Breivik inspiriert war.

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