Unfall mit Rakete
Radioaktivität war höher als bisher angegeben!
Am Sonntag hat Moskau - mit mehrtägiger Verzögerung - Details zu einem atomaren Unfall mit sieben Toten preisgegeben, der sich am Donnerstag auf einem Militärstützpunkt am Weißen Meer ereignet hat. Wie am Dienstag bekannt wurde, ist dabei deutlich mehr radioaktive Strahlung freigesetzt worden, als bisher angenommen Das in der Natur vorkommende Niveau sei in der Spitze um das 16-Fache überschritten worden, teilte der russische Wetterdienst Rosgidromet mit.
Zuvor hatte die Verwaltung der nordrussischen Stadt Sewerodwinsk am Weißen Meer lediglich von einem kurzzeitigen Anstieg von bis zu einer Stunde gesprochen. Jetzt heißt es, erhöhte Werte seien innerhalb von zwei Stunden gemessen worden. Viele Menschen deckten sich danach mit Jodtabletten ein. Es gab auch im Ausland die Befürchtung, dass die russischen Behörden - wie in der Vergangenheit - nicht über das wahre Ausmaß informiert hätten.
Normalen Wert um das 16-Fache überschritten
Der Wetterdienst gab den Höchstwert der atomaren Verstrahlung mit 1,78 Mikrosievert pro Stunde an. Der natürliche Wert im Raum von Sewerodwinsk liege demnach bei 0,11 Mikrosievert. Die Umweltorganisation Greenpeace sprach unter Berufung auf die Stadt von 2,0 Mikrosievert pro Stunde. Deren Experten hielten den Wert „an sich für nicht dramatisch“, es komme vielmehr darauf an, welche strahlenden Stoffe freigesetzt worden sein. Dazu gebe es aber leider keine offiziellen Angaben.
Explosion auf Plattform im Weißen Meer
Zu dem Vorfall kam es am vergangenen Donnerstag in der Nähe der Hafenstadt Sewerodwinsk nahe Archangelsk während eines Raketentests auf einer Plattform im Meer. Die Explosion ereignete sich der russischen Atombehörde Rosatom zufolge, als Treibstoff in Brand geriet. US-Spezialisten vermuteten, dass Russland an einer neuen atomar betriebenen Rakete arbeitet.
Dabei dürfte es sich nach Einschätzung von Jeffrey Lewis vom US-Institut für Internationale Studien in Middlebury um eine Rakete von Typ 9M730 Burewestnik (Bild unten) handeln. Diese Rakete, die im Februar erstmals vom russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgestellt wurde, wird im NATO-Jargon auch als SSC-X-9 Skyfall bezeichnet.
Atombehörde plant weitere Raketentests
Trotz des Zwischenfall mit sieben Toten - zwei Militärangehörige und fünf Rosatom-Mitarbeiter - sollen die Raketentests fortgesetzt werden. Der Chef der russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, sagte am Montag mit Blick auf die Todesopfer: „Das beste Andenken an sie wird die Arbeit an neuen Waffen sein, die zu Ende geführt wird.“
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