Seit einigen Jahren werden Smartphones immer länglicher. Anfangs im 16:9-Seitenverhältnis gehalten, sind mittlerweile in der Oberklasse 19:9 üblich. Sony zieht sein jüngstes Top-Gerät Xperia 1 sogar noch weiter in die Länge und liefert einen Smartphone-Lulatsch im 21:9-Format ab - 4K-Display und Dreifach-Cam inklusive. Wie gut der ist, hat krone.at getestet.
Sony ist am Smartphone-Markt in den letzten Jahren enorm in Bedrängnis gekommen und hat massiv Marktanteile eingebüßt. Trotzdem liefern die Japaner immer noch regelmäßig neue Smartphones der Oberklasse ab, die den aktuellen Stand der Technik abbilden.
Was Sony im Xperia 1 verbaut hat, sehen Sie hier:
Sony Xperia 1 | |
CPU | Qualcomm Snapdragon 855: 1 x 2,84 + 3 x 2,42 + 4 x 1,8 GHz |
RAM | 6 GB |
Diagonale | 6,5 Zoll (OLED, HDR, 21:9) |
Auflösung | 3840 x 1644 Pixel |
Speicher | 128 GB |
Speicherkarten-Slot | bis 512 GB |
Hauptkamera | 12 MP (F/1.6): OIS, Phase-Detection-AF, Farbspektrumsensor |
Frontkamera | 8 MP (F/2.0) |
Funk | LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS |
Maße | 167 x 72 x 8,2 Millimeter; 176 Gramm |
Akku | 3300 mAh (lädt via USB-C) |
Extras | Fingerscanner (seitlich) |
Software | Android 9 |
Preis | ab ca. 850 Euro |
In puncto Ausstattung braucht sich Sonys aktuelles Top-Gerät nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Im Gegenteil: In mancherlei Hinsicht übertrumpft das Xperia 1 die Rivalen bei den nackten Zahlen sogar - etwa beim Display mit seiner enorm hohen 4K-Auflösung oder beim Maximaltakt des Prozessors. Aber wird daraus auch ein rundes Smartphone-Paket?
Sehr hohe Rechenleistung
In puncto Rechenleistung gibt sich das Xperia 1 schon einmal keine Blöße. Der Achtkerner ist für die alltägliche Android-Nutzung geradezu überdimensioniert, sorgt jederzeit für eine flüssige Bedienung, schnelle App-Starts und - unterstützt von sechs Gigabyte RAM - reibungsloses Multi-Tasking. Er stemmt bei mäßiger Hitzeentwicklung selbst komplexere Smartphone-Spiele mühelos und erzielt im Benchmark-Belastungstest AnTuTu beachtliche 325.000 Punkte. Damit schafft es das Xperia 1 in die Top-10 der aktuell schnellsten Smartphones - noch vor Samsungs Galaxy S10 oder Huaweis P30 Pro.
OLED-Display mit Stärken und Schwächen
Das Display - eines der wenigen ohne Frontkamera-Einkerbung - hinterlässt einen gemischten Eindruck, vor allem die Auflösung ist zu hinterfragen. Während uns Farbdarstellung und Kontrast des OLED-Displays sehr gut gefallen, das lang gezogene Bildformat insbesondere beim Lesen und Filmschauen seine Vorteile hat und auch die HDR-Funktion der Bildqualität zuträglich ist, sehen wir in der 4K-Auflösung kaum Vorteile. Grund: Das menschliche Auge kann ab einer Pixeldichte von 300 dpi keine Einzelpixel erkennen und nimmt das Gesehene somit als scharf wahr.
Nun führt Sonys Xperia 1 646 dpi ins Feld - und damit das Doppelte dessen, was es für eine scharfe Darstellung bräuchte. In puncto Schärfe bringt das kaum einen Zugewinn, dafür verringern die vielen zu berechnenden Bildpunkte, wie wir später noch sehen werden, die Akkulaufzeit. Überdies bietet manch Rivale mit geringerer Auflösung hellere Displays, von denen man im prallen Sonnenlicht mehr profitieren würde als von schieren Pixelzahlen.
Sehr gute, aber nicht überragende Kamera
Bei der Kamera weiß das Xperia 1 wiederum gut zu gefallen. Die lichtstarke Hauptkamera liefert auch bei schlechterem Licht und in Innenräumen helle - draußen bisweilen vielleicht etwas zu helle - und gut ausgeleuchtete Bilder, die allerdings trotz optischer Bildstabilisierung noch eine Spur schärfer ausfallen dürften.
Im Zwielicht gelingen solide und rauscharme Bilder, allerdings dauert das Scharfstellen in solchen Situationen länger und die Ergebnisse können es nicht mit dem Nachtmodus aufnehmen, den beispielsweise die aktuelle Huawei-Oberklasse bietet.
Die Zoom- und Weitwinkel-Optik verleiht der Kamera Flexibilität, wenn man ein Motiv näher heranholen möchte oder einen größeren Bildausschnitt einfangen möchte, aber die Position nicht wechseln kann. Dabei braucht es allerdings bessere Lichtverhältnisse als mit der Hauptkamera - die Zusatzlinsen sind weniger lichtstark.
Sony-Unikum: Es gibt einen Auslöseknopf
Ein Unikum, das man quasi nur mehr bei Sony-Smartphones findet: An der rechten Gehäuseseite gibt es einen physischen Kamera-Auslöser. Überdies bietet die Kamera-App einige nette Spielereien, darunter Superzeitlupe, Profi-Modus und Augmented-Reality-Bildchen mit virtuellen Dingen, die perspektivisch passend ins Bild eingebaut werden. Die Frontkamera erwies sich im Test als zweckmäßig, Selfie-Enthusiasten mit höchsten Ansprüchen finden anderswo bessere.
Alles in allem ist die leicht aus dem Gehäuse hervorstehende Kamera des Xperia 1 für die meisten Foto-Ansprüche im Alltag gut brauchbar. Um im absoluten Spitzenfeld mitspielen zu können, müsste sie bei Tageslichtaufnahmen allerdings etwas weniger helle und im Zwielicht schärfere Ergebnisse liefern.
Akkulaufzeit leidet unter superscharfem Display
Beim Akku mit seinen 3300 mAh Kapazität zeigen sich die Nachteile des 4K-Displays. Einen Tag Betrieb holt der Durchschnittsnutzer zwar aus dem Gerät, einen zweiten werden aber nur sehr sparsame User herausschinden. Wer das Gerät sehr intensiv verwendet, könnte sogar schon am ersten Tag zwischenladen müssen. Da sind die mit teils deutlich dickeren Akkus und weniger stromhungrigen Displays ausgestatteten Rivalen im Vorteil.
Gute Ausstattung, leider keine 3,5-mm-Klinke
Ausstattung - aktuelle Funkstandards, microSD-Slot - und Verarbeitung des Xperia 1 wissen dafür zu gefallen. Das Gerät ist wasserfest, zeigte im Test keinerlei Verarbeitungsmängel und liegt, schmal wie es ist, abgesehen vom relativ hohen Schwerpunkt gut in der Hand.
Der seitlich am Gehäuse angebrachte Fingerscanner arbeitet nicht ganz so zuverlässig wie manch Rivale, erkannte im Test aber meistens den Fingerabdruck. Was manch einen Nutzer stören dürfte, ist die Abwesenheit einer klassischen 3,5-Millimeter-Kopfhörerklinke. Wer verkabelte Kopfhörer nutzen will, braucht einen Adapter. Positiv hervorzuheben ist der gute Klang der Stereolautsprecher.
Solide Software mit guten Apps und Bloatware
Bei der Software setzt Sony auf Android 9, das sich in puncto Interface zwar relativ nah an den Google-Standards orientiert, aber mit einigen Sony-spezifischen Dreingaben daherkommt. Manche von ihnen - etwa eine Art 3D-Scanner für die Kamera - sind mehr eine Spielerei. Manche, etwa der gut gemachte Musikplayer inklusive Netzwerkfunktionen oder das übersichtliche Fotoalbum, machen ihren Job besser als die Google-Standardware. Ein Problem, auf das wir im Test hin und wieder stießen: Nicht jede App kann mit dem lang gestreckten Bildformat des Xperia 1 umgehen, was in schwarzen Balken ober- und unterhalb der Anwendung Ausdruck findet.
Dass etwas Bloatware - darunter Free-to-Play-Spiele wie „Arena of Valor“ - vorinstalliert ist, wird Android-Puristen ebenso stören wie die durch Sonys Anpassungen wohl etwas langsamere Update-Versorgung. Alles in allem gehört Sonys Android-Interpretation aber zu den gelungeneren am Markt.
Fazit: Die blanken Zahlen sind nicht alles: Obwohl Sony vor allem beim Display am Papier die Nase vor der Konkurrenz hat, kann man aus der hohen Auflösung kaum Kapital schlagen - im Gegenteil, hat das Xperia 1 dadurch bei Akkulaufzeit und Helligkeit doch klare Nachteile. Sauberer Verarbeitung, hoher Rechenkraft, guter Ausstattung und solider Software steht überdies eine gute, aber eben nicht spitzenmäßige Kamera gegenüber. Das macht es dem Xperia 1 wohl schwer, im Wettrüsten der immer teureren Android-Spitzenklasse Abnehmer zu finden.
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