Schiff vor Lampedusa

Nervenkrieg: NGO weist Hilfe aus Spanien zurück

Ausland
18.08.2019 16:41

Der Nervenkrieg um das Rettungsschiff Open Arms und die an Bord befindlichen Migranten ist noch nicht zu Ende! Das Angebot der spanischen Regierung, im Hafen von Algeciras einlaufen zu dürfen, wird seitens der Flüchtlingshelfer nämlich abgelehnt. Eine weitere Reise sei angesichts der Notlage an Bord „vollkommen undurchführbar“, teilte eine Sprecherin der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms am Sonntagnachmittag mit.

Proactiva forderte eine sofortige Landung auf Lampedusa. Nach 17 Tagen auf See seien die Menschen nicht in der Lage, eine weitere siebentägige Reise bis nach Spanien auszuhalten, twitterte die NGO am Sonntag. An Bord des Schiffes herrsche Notstand. Die Migranten hätten mit Verzweiflung auf die Ankündigung reagiert, dass sie in Spanien und nicht in Italien landen dürften. Einige Migranten seien ins Meer gesprungen, um zur italienischen Insel zu schwimmen. Sie wurden von den Flüchtlingshelfern wieder an Bord geholt (siehe Video oben). „Wir können die Verzweiflung der Migranten nicht mehr in Schranken halten“, erklärte Open Arms. Die Crew habe Probleme, Ruhe an Bord des Schiffes zu bewahren.

Mehrere verzweifelte Migranten sprangen von Bord der Open Arms und wollten nach Lampedusa schwimmen. Im Bild sieht man, wie Flüchtlingshelfer hinter ihnen herschwimmen. (Bild: twitter.com/campsoscar)
Mehrere verzweifelte Migranten sprangen von Bord der Open Arms und wollten nach Lampedusa schwimmen. Im Bild sieht man, wie Flüchtlingshelfer hinter ihnen herschwimmen.

Spanien kritisiert „unbegreifliche“ Haltung Italiens
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez hatte zuvor angesichts der sich zuspitzenden Situation an Bord und der „unbegreiflichen“ Haltung Italiens angeboten, dass das Schiff im Hafen von Algeciras in Andalusien anlegen dürfe. Zudem hieß es, dass Spanien bereit sei, zehn Prozent der Migranten an Bord des Rettungsschiffs aufzunehmen. Die anderen Menschen sollen auf Frankreich, Deutschland, Portugal, Luxemburg und Rumänien umverteilt werden. Frankreich erklärte sich bereit, 40 Open-Arms-Migranten aufzunehmen.

Ein Migrant beobachtet die italienische Küstenwache. (Bild: AP)
Ein Migrant beobachtet die italienische Küstenwache.

Italiens Innenminister Matteo Salvini begrüßte das spanische Angebot. „Spanien öffnet seine Häfen. Ich habe nicht auf Beschimpfungen und Morddrohungen reagiert. Ein anderer Minister hätte schon vor Tagen nachgegeben“, schrieb Salvini am Sonntag auf Facebook.

Die Open Arms vor Lampedusa (Bild: APA/AFP/Alessandro SERRANO)
Die Open Arms vor Lampedusa

Salvini tobt über „touristische Kreuzfahrt“
Über die neueste Wende in dem Fall zeigte sich der Lega-Chef erzürnt. Auf Twitter ließ Salvini seiner Wut freien Lauf und schrieb: „Die spanische NGO lehnt den von Spanien angebotenen Hafen ab! Unglaublich und inakzeptabel, sie organisieren eine touristische Kreuzfahrt und entscheiden, wo sie landen???“ Er werde weiterhin nicht aufgeben, betonte der Innenminister und meinte, dass Italien „nicht länger das Flüchtlingslager Europas“ sei.

In der ohnehin zerstrittenen italienischen Regierungskoalition aus Salvinis rechter Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung sorgt die Migrationspolitik für weiteren Zündstoff. Salvini musste am Samstag wider Willen vor dem Beschluss von Ministerpräsident Giuseppe Conte, 27 Minderjährige an Bord des Rettungsschiffs Open Arms auf Lampedusa an Land gehen zu lassen, kapitulieren. Salvini sagte, dass acht der betroffenen Migranten volljährig seien.

Protest gegen die Migrationspolitik des italienischen Innenministers Matteo Salvini in Barcelona (Bild: APA/AFP/Pau Barrena)
Protest gegen die Migrationspolitik des italienischen Innenministers Matteo Salvini in Barcelona

Diskussion über Alter der von Bord Gelassenen
Ein Video von der Evakuierung durch die Küstenwache (siehe oben), das Proactiva Open Arms selbst veröffentlicht hatte, sorgte auch in sozialen Medien für heftige Debatten. „Das sollen Minderjährige sein?“, fragten sich viele User. Natürlich ist es schwer, allein aufgrund des Aussehens der jungen Männer ihr Alter zu bestimmen. Doch Behörden haben immer wieder mit falschen Altersangaben zu kämpfen.

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