Trauer um Hundstorfer:

„Großer Sozialdemokrat und wahrer Menschenfreund“

Österreich
20.08.2019 14:03

Österreich trauert um Rudolf Hundstorfer: Der ehemalige ÖGB-Chef, Sozialminister und SPÖ-Präsidentschaftskandidat ist am Dienstag im Urlaub auf der kroatischen Insel Brac im 68. Lebensjahr einem Herzinfarkt erlegen. „Mit ihm verlieren wir einen großen Sozialdemokraten und wahren Menschenfreund, der unschätzbar Wichtiges zur Verbesserung des Lebens der Menschen geleistet hat“, sagten SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ihr Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda unisono. Der Tod Hundstorfers wird nicht nur in dessen eigener Partei betrauert: Würdigende Worte kamen auch von den Sozialpartnern abseits der Gewerkschaft sowie aus allen anderen Parteien.

Laut Rendi-Wagner und Drozda habe sich Hundstorfer zeit seines Lebens und in all seinen Funktionen immer für die Menschen und ihre Anliegen eingesetzt. „Er war ein Sozialpartner im besten Sinne des Wortes, der es verstanden hat, über alle Partei- und Interessensgrenzen hinweg tragfähige Beziehungen und Freundschaften im Interesse der Allgemeinheit und des Gemeinwesens aufzubauen“, so Rendi-Wagner und Drozda gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. 

Van der Bellen: „Hundstorfer konnte mit allen reden“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Hundstorfer als Menschen, „mit dem ich jeden Austausch sehr geschätzt habe, auch während unserer gemeinsamen Kandidatur zur Präsidentschaft“. Er habe öffentliche Funktionen immer mit höchster Kompetenz und großer sozialer Verantwortung wahrgenommen. „Hundstorfer war ein umgänglicher und heiterer Mensch, der mit allen reden konnte, mit Arbeitern genauso wie mit Spitzenpolitikern“, so der Bundespräsident.

Sobotka: „Hundstorfer lebte für die Sozialpartnerschaft“
Als „offen für den konstruktiven Dialog, auch wenn die Zugänge manchmal unterschiedliche waren“, bezeichnete der Erste Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) den verstorbenen SPÖ-Politiker. „Hundstorfer lebte für die Sozialpartnerschaft“, so Sobotka weiter.

Bierlein: „Er hat das Miteinander gestärkt“
„Hundstorfer hat sich um unser Land besonders verdient gemacht“, schrieb Kanzlerin Brigitte Bierlein in einem Statement. Der verstorbene Ex-Sozialminister habe „über Jahrzehnte auf Landes- und Bundesebene in verschiedenen öffentlichen Funktionen den Ausgleich ins Zentrum seiner Tätigkeit gestellt und im Sinne der Sozialpartnerschaft das Miteinander gestärkt“. Sozialministerin Brigitte Zarfl ehrte „einen der profiliertesten Sozialpolitiker der Zweiten Republik“.

„Sozialdemokrat der alten Schule“
Betroffenheit herrschte quer durch alle Parteien. „Wir verlieren einen Menschen, der sein politisches Leben stets in den Dienst der Republik gestellt und unsere Politik viele Jahre geprägt hat“, schrieb ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf Twitter. „Wir haben Hundstorfer bei allen politischen Gegensätzen menschlich und fachlich sehr geschätzt“, meinten FPÖ-Obmann Norbert Hofer und der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl unisono. „Rudi Hundstorfer war für mich ein Sozialdemokrat der alten Schule. Einer mit Handschlagsqualität“, würdigte der Wiener ÖVP-Gemeinderat Manfred Juraczka den Verstorbenen. „Ich hab mich immer gerne mit ihm unterhalten. So schnell und plötzlich - unfassbar. Mein herzliches Beileid seiner Familie“, schrieb NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger auf Twitter.

Ludwig: „Rudi, du wirst uns fehlen“
Für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeichnete sich Hundstorfer durch sein ausgleichendes Geschick und seine politische Kompetenz aus. „Mit ihm verlieren wir eine Persönlichkeit, die sich durch ihre Fähigkeit zur Vermittlung über alle Parteigrenzen hinweg auszeichnete. Wir verlieren vor allem aber einen Freund. Rudi, du wirst uns fehlen.“

„Nicht immer einfach, aber geradeheraus“
JETZT-Abgeordnete Daniela Holzinger beschrieb den ehemaligen SPÖ-Minister als „nicht immer einfach, aber geradeheraus und um die Menschen dieses Landes ehrlich bemüht“. Wiens grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein schrieb auf Twitter: „Wir haben gemeinsam gekämpft und demonstriert. Ich kannte ihn als Politiker und Gewerkschafter, der die Gerechtigkeit immer in den Vordergrund gestellt hat. Wir werden ihn vermissen!“

„Hundstorfer hat große Verantwortung bewiesen“
„Rudi Hundstorfer hat den ÖGB im Jahr 2006, in einer wirklichen schwierigen Zeit, als Präsident übernommen und damit große Verantwortung bewiesen“, erinnerte sich ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian an einen Freund, der sich auch nach dessen Zeit als ÖGB-Chef und Sozialminister immer für das Wohl der Arbeitnehmer eingesetzt habe. Auch ÖGB-Vizepräsident und Christgewerkschafter Norbert Schnedl zeigte sich bestürzt.

„Gewerkschafter und Politiker mit Herz“
Für Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl war Hundstorfer „ein Gewerkschafter und Politiker mit Herz“, der stets mit großer Leidenschaft für die Interessen der Arbeitnehmer gearbeitet habe. Als einstiger ÖGB-Präsident und Sozialminister habe er „überall Spuren hinterlassen, die von seiner Hingabe für eine gerechte Arbeitswelt zeugen“.

Caritas-Präsident: „Beeindruckender Mensch“
Als damaliger Sozialminister habe Hundstorfer einen großen Anteil daran, dass Österreich die große Krise von 2008/09 ohne massenhafte Kündigungen überwinden konnte, sagte Ex-Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Dafür sei er ihm auch heute noch „unendlich dankbar“. Hundstorfer habe einen wesentlichen Anteil daran, dass Österreich heute besser dastehe als andere Länder. Trauerbekundungen kamen außerdem aus mehreren Gewerkschaften, dem Österreichischen Seniorenbund oder der Caritas. Deren Präsident Michael Landau beschrieb Hundstorfer als „beeindruckenden Menschen mit großem Herz für die Notleidenden“.

Österreichischer Sport trauert um BSO-Präsident
Auch der Sport trauert um Hundstorfer, der seit 2016 Präsident der Bundes-Sportorganisation (BSO) war. „Hundstorfer war über alle parteipolitische Grenzen hinweg eine wichtige Stütze für den Sport und immer auf Konsens bedacht“, sagte Eduard Müller, Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport. ÖFB-Präsident und BSO-Vizepräsident Leo Windtner verwies wie viele andere ebenfalls auf die Handschlagqualität des Verstorbenen: „Er hat sich mit Leib und Seele für seine Anliegen eingesetzt und viel Positives bewirken und bewegen können.“

Digitales Kondolenzbuch eingerichtet
Die Bestattung Wien hat unterdessen ein digitales Kondolenzbuch online gestellt. Die Einträge sollen gesammelt und der Familie des Verstorbenen nach Abschluss der Trauerfeierlichkeiten in Buchform übergeben werden. Ein Termin für die Trauerfeierlichkeiten steht noch nicht fest.

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