Heinz-Christian Strache will das gesamte Video haben, Johann Gudenus hingegen würde das brisante Material, das im Frühjahr zu einem innenpolitischen Erdbeben geführt hatte, am liebsten verbieten lassen. Am Donnerstag erscheint das Buch der Ibiza-Aufdecker - mit neuen Details und einem Blick hinter die Kulissen. So räumen die beiden Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer, mit Gerüchten auf. Etwa, dass Kokain konsumiert worden sei und es in der Villa in jener Nacht auch Sex gegeben habe. Alles nicht wahr.
Wahr ist jedoch, dass die beiden Lockvögel Heinz-Christian Strache zu einer klaren Korruptions-Zusage drängen. Der langjährige FPÖ-Chef und nunmehrige Ex-Vizekanzler betont zwar immer wieder, dass alles sauber und legal ablaufen müsse, doch er bleibt sitzen, fängt immer wieder von Neuem an, verhandelt weiter - und sagt schließlich zu Johann Gudenus: „Joschi, mach das klar.“
Täuschung, verbotene Aufnahme: Hausdurchsuchung bei Ibiza-Anwalt
Am Dienstag gab es nun auch eine Hausdurchsuchung bei jenem Anwalt, der am Zustandekommen des Ibiza-Videos beteiligt gewesen sein soll. Die Vorwürfe lauten auf Täuschung und verbotene Aufnahme.
Interview: „Immer wieder zurück zur ,Krone‘“
„Krone“: Herr Obermaier, Sie schildern in dem Buch ausführlich, wie Sie zu dem Ibiza-Video gekommen sind. Geheime Treffen, weiße Bildschirme, die nur mit einer Spezialbrille zu sehen sind. Das mutet nach einem schlechten Spionagefilm an. Sind Sie sich auch so vorgekommen?
Frederik Obermaier: Ich habe mir schon immer wieder gedacht, in einem schlechten Film zu sein. Die Realität ist ja normalerweise um einiges langweiliger, so etwas ist nicht alltäglich. Die Zweifel sind bis zu einem Gutachten, das wir erstellen ließen, geblieben. Mir ist auch durch den Kopf gegangen, ob es sich bei den Personen im Video vielleicht um Doppelgänger handelt.
Man kennt aus dem Sieben-Stunden-Video nur einige Minuten. Worum geht es in den Aufnahmen, die Sie nicht preisgeben?
Es gibt sehr viele Wiederholungen, Strache und Gudenus kommen immer wieder auf die „Krone“ zurück, Strache macht selbst den Vorschlag, der Strabag, bzw. Hans Peter Haselsteiner, Staatsaufträge zu entziehen. Das waren stundenlange Verhandlungen. Wenn Strache suggeriert, dass alles aus dem Zusammenhang gerissen ist, ist das, auf gut Bayrisch, ein Schmarrn. Weiters gibt es noch Gerüchte über andere - die gehören nicht an die Öffentlichkeit.
Wissen Sie, warum das so brisante Video, das ja aus dem Jahr 2017 stammt, erst zwei Jahre später veröffentlicht worden ist?
Darüber kann ich aus Gründen des Quellenschutzes nichts sagen. Entscheidend ist: Sobald wir das Video in Händen und die Echtheit überprüft hatten, haben wir berichtet.
Im Video fallen viele deftige und typisch österreichische Wörter, etwa „Schneebrunzer“. Haben Sie das alles verstanden?
Ich habe viele neue österreichische Wörter gelernt, und es war auch eine neue Art der Landeskunde für mich.
Wäre in Deutschland nach solch einem Video die Fortsetzung der politischen Karriere möglich?
Bis vor ein paar Jahren hätte ich darauf klar Nein gesagt. Aber in Zeiten, in denen jemand, der täglich lügt, Amerika regiert, würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung
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