NGO-Schiff verlassen
83 Flüchtlinge gingen in Lampedusa an Land
19 Tage haben sie darauf gewartet, am Dienstagabend war es dann so weit: Die 83 Flüchtlinge, die auf dem Rettungsschiff Open Arms festsaßen, gingen auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa nach und nach an Land. Einige von ihnen humpelten oder trugen Verbände. Aktivisten begrüßten sie mit Jubelrufen.
Nach 19 Tagen „in Gefangenschaft auf dem Deck eines Schiffes“ dürften nun alle Migranten an Bord an Land, twitterte die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms und zeigte in einem Video, wie sich die Menschen freuten, Fäuste in die Luft reckten, in den Armen lagen und ausgelassen „Bella Ciao“ sangen.
Allerdings gab es bei der Ankunft auch Missklänge. Eine kleine Gruppe von Menschen, unter anderem die Senatorin Angela Maraventano von der rechten Lega, protestierte gegen die Migranten und behauptete, diese würden „dem Image der Insel schaden“, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete.
Sechs Tagen vor Lampedusa ausgeharrt
Viele der Flüchtlinge hatten seit 19 Tagen unter beengten Bedingungen auf der Open Arms ausgeharrt. Seit sechs Tagen lag das Rettungsschiff vor Lampedusa vor Anker. Italiens Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini hatte sich geweigert, die Menschen an Land gehen zu lassen, obwohl sich sechs EU-Staaten zu ihrer Aufnahme bereit erklärt hatten: Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Rumänien, Portugal und Spanien.
Angekommen war die Open Arms vor Lampedusa mit 147 Geretteten. In den vergangenen Tagen wurden mehrere kranke oder minderjährige Flüchtlinge an Land gebracht. Am Dienstag sprangen 15 der Geretteten von der Open Arms ins Meer, um nach Lampedusa zu schwimmen. Sie wurden von der italienischen Küstenwache geborgen. Daraufhin kündigte Spanien die Entsendung eines Marineschiffes an, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Die Audaz sollte die Open Arms von Lampedusa bis nach Palma de Mallorca begleiten. Allerdings hätte die Fahrt zuerst von Spanien nach Italien und dann wieder zurück mindestens sechs Tage gedauert.
„Endlich, Albtraum hat ein Ende“
Am Dienstag ordnete der sizilianische Staatsanwalt Luigi Patronaggio schließlich nach einer Inspektion des Schiffes durch Ermittler und zwei Ärzte angesichts der schwierigen Lage und der hygienischen Zustände an Bord an, die Menschen an Land zu bringen. „Endlich, der Albtraum hat ein Ende, und die 83 Menschen an Bord bekommen sofortige Hilfe an Land“, kommentierte Proactiva.
Der Staatsanwalt ordnete zudem eine Beschlagnahmung der Open Arms an. Diese erfolge im Rahmen der Ermittlungen wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und des Amtsmissbrauchs, erklärte Patronaggio. Die sizilianische Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen eingeleitet, um die Befehlskette dafür zu klären, wer die Open Arms daran hinderte, in Lampedusa anzulegen.
Salvini bleibt bei seiner Linie
Salvini erklärte dazu auf Facebook: „Wenn jemand denkt, dass er mir mit der x-ten Klage und Forderung nach einem Prozess Angst einjagen kann, irrt er sich.“
Der Lega-Boss warf der sizilianischen Justiz vor, gegen den Willen der Regierung zu handeln, die den privaten Rettungsschiffen die italienischen Häfen versperrt habe.
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