Vor dem vor allem für die FPÖ verhängnisvollen Treffen auf Ibiza ging der über die Affäre gestolperte Johann Gudenus zweimal mit der vermeintlichen Oligarchennichte essen und wurde wohl von dem angeblichen 350-Millionen-Euro-Vermögen, das sie vorgeblich in Österreich zu investieren trachtete, geblendet. Denn ein gut vernetzter Unternehmer will den ehemaligen Wiener Vizebürgermeister und FPÖ-Klubchef gewarnt haben: Er kenne die Frau nicht - und der russische Oligarch Igor Makarow, deren Nichte der Lockvogel vorgab zu sein, habe gar keine Geschwister.
Seit Veröffentlichung des Ibiza-Videos Mitte Mai ist Johann Gudenus aus der Öffentlichkeit verschwunden. Während Heinz-Christian Strache nur einen Tag später als Vizekanzler und FPÖ-Chef während einer Pressekonferenz zurücktrat, gab Gudenus seinen Rückzug aus Partei und Politik per Aussendungen bekannt. Beide sehen sich als Opfer, die auf kriminellste Weise hereingelegt worden seien.
„Lockvogel kann nicht die Nichte des Oligarchen sein“
Nun sagte ein Insider dem „Kurier“, dass er Gudenus vor dem Lockvogel gewarnt habe. Gudenus habe ihm vor dem Ibiza-Treffen von der vermeintlich reichen Russin erzählt, die ein Grundstück der Familie Gudenus im niederösterreichischen Kremstal kaufen wolle. Er habe ihm auch ein Foto gezeigt. Der Unternehmer habe Gudenus daraufhin gewarnt: Weder kenne er die Frau, noch könne der vorgebliche Onkel der Frau, der russische Gas-Oligarch Igor Makarow, eine Nichte haben, da er auch keine Geschwister habe.
Doch Gudenus habe die Warnung offensichtlich nicht als solche verstanden. Und so kam es nur wenige Wochen später, am 24. und 25. Juli 2017, zu dem Treffen von Gudenus und Strache mit der vermeintlichen Oligarchennichte Alinya Makarowa. Wie bereits bekannt, soll während des Treffens vor allem Gudenus‘ anwesende Ehefrau starke Zweifel geäußert haben, und auch Strache habe mehrfach eine Falle vermutet. Doch Gudenus habe auch da widersprochen: „Das ist keine Falle.“
Hausdurchsuchung bei Wiener Anwalt
Gudenus bleibt laut der Zeitung bei seiner bisherigen Version: Er habe sich auf die Angaben des Anwalts Ramin M. verlassen und ihm vertraut. Bei M., der das Treffen auf Ibiza eingefädelt haben und an der Planung und Umsetzung der Aufzeichnung der Ibiza-Gespräche beteiligt gewesen sein soll, fand am Dienstag eine Hausdurchsuchung statt. Die Vorwürfe lauten auf Täuschung und verbotene Annahme. Es wurden elektronische Datenträger sowie Mobiltelefone sichergestellt, wie die Staatsanwaltschaft Wien am Mittwoch bestätigte. Wann diese eingesehen werden dürfen, ist offen, da der Anwalt gegen die Sicherstellung Widerspruch eingelegt hat.
Gudenus hatte den Wiener Anwalt vergangene Woche geklagt. In der Klagschrift ist im Detail zu lesen, wie die Anbahnung erfolgte und dass diese von langer Hand vorbereitet worden war. Mit der Klage will Gudenus erreichen, dass das Bildmaterial künftig nicht mehr gezeigt werden darf. Außerdem fordert er Geld vom Verkauf des Videos.
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