Mehr als 7000 E-Scooter von sieben Verleihfirmen rollen bereits durch Wien, noch im Herbst will ein achter Anbieter starten. Dazu kommen zahlreiche E-Scooter im Privatbesitz. Eine Analyse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt nun jedoch, dass es nach wie vor großen Aufklärungsbedarf gibt. So ist etwa jeder vierte E-Scooter-Fahrer verbotenerweise am Gehsteig unterwegs.
In umfassenden Beobachtungen, Befragungen und Analysen setzte sich das KFV mit der Thematik E-Scooter auseinander. So wurden von Juni bis August in Wien mehr als 1500 E-Scooter-Fahrer beobachtet. Dabei kam heraus, dass sie im Schnitt mit 15,1 km/h unterwegs sind. Die höchste gemessene Geschwindigkeit betrug im Rahmen der Beobachtungen 31 km/h, berichtete das KFV am Mittwoch. Erlaubt sind maximal 25 km/h.
Keine Handzeichen, kein Helm und Fahren am Gehsteig
Besonders erschreckend: Nur ein Prozent der Fahrer zeigte einen geplanten Abbiegevorgang ordnungsgemäß an. Die Helmtragequote lag lediglich bei drei Prozent, wobei Nutzer von privaten E-Scootern wesentlich häufiger einen Helm trugen (zehn Prozent) als Nutzer von Leih-E-Scootern (zwei Prozent). Wenn eine Infrastruktur bestehend aus einem Radweg, der Fahrbahn für den Mischverkehr und einem Gehsteig vorhanden ist, so wählen 73 Prozent der E-Scooter Fahrer den Radweg, 23 Prozent nutzen verbotenerweise den Gehsteig.
„Seit Juni dieses Jahres sind E-Scooter Fahrrädern gleichgestellt. Aus unserer Befragung geht jedoch hervor, dass jeder Fünfte glaubt, dass die Nutzung des Gehsteigs mit dem E-Scooter erlaubt ist. Hier ist noch viel Bewusstseinsbildung zu leisten“, sagte Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Was sich im Rahmen der Beobachtungen ebenfalls zeigte: Bei drei Prozent aller beobachteten Fahrten waren zwei Personen gemeinsam auf einem E-Scooter unterwegs - was strikt verboten ist.
1000 verletzte E-Scooter-Fahrer auf Österreichs Straßen
„E-Scooter bieten viele neue Chancen und Möglichkeiten. Dennoch sind sie nicht ganz ungefährlich: Wir rechnen damit, dass sich allein in diesem Jahr mehr als 1000 E-Scooter Fahrer auf Österreichs Straßen verletzen“, erläuterte Robatsch. „Damit sich E-Scooter dauerhaft als eine bereichernde, sichere neue Mobilitätsform etablieren können, ist noch viel Informationsbedarf gegeben und Bewusstseinsbildung erforderlich.“
So weiß etwa nur jeder vierte E-Scooter Nutzer, dass man ab einem Alter von zwölf Jahren alleine mit einem E-Scooter fahren darf (darunter nur mit Radfahrausweis) und nur rund 28 Prozent haben Kenntnis darüber, dass für Kinder bis zwölf Jahre beim E-Scooterfahren die Helmpflicht gilt.
Bei der Befragung von mehr als 500 E-Scooter-Nutzern (200 an Ort und Stelle in Wien, 300 online) gaben 14 Prozent der Teilnehmer an, dass sie bereits einen Konflikt mit einem anderen Verkehrsteilnehmer - besonders häufig mit Fußgängern oder Radfahrern - hatten. 17 Prozent der Befragten haben bereits eine Situation erlebt, in der ihr E-Scooter - etwa aufgrund von Nässe, Unerfahrenheit oder der Geschwindigkeit - nicht mehr kontrollierbar war.
Verband rechnet heuer mit 30.000 verkauften E-Scootern
Allen Risiken zum Trotz zeigen die Ergebnisse des KFV, dass das Potenzial von E-Scootern groß ist: Knapp die Hälfte der befragten Personen, die bisher noch keinen E-Scooter nutzen, sind daran interessiert. Nach Angaben des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs wurden im Vorjahr rund 25.000 E-Scooter verkauft, für 2019 wird mit rund 30.000 verkauften E-Scootern gerechnet.
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