Am Montag wird die Koller 80. Alle gratulieren. Wir auch. Ein Gespräch über Lachen und Einsamkeit, über Selfies, warum sie auf Facebook postet und sie noch mit dem Wohnmobil durch die USA will.
Es ist dieser Tage nicht leicht, sich mehrere Sätze lang ungestört mit Dagmar Koller zu unterhalten. Denn die Jubilarin wird am Montag 80. Ständig klingelt es - abwechselnd an Tür und Handy.
Glückwünsche, Blumen, charmanter Smalltalk: „Oh, das ist aber lieb, dass Sie an mich denken, danke!“, flötet die Koller und tut bei jedem Einzelnen aufs Neue überrascht. Dagi, wie sie ihre Fans seit Jahrzehnten liebevoll nennen, stellt fest: „Wissen Sie, mit 50 war ich ja total uninteressant für die Leute, da hat sich keiner um mich geschert. Da hat der Helmut gesagt: ,Komm, wir fliegen nach Hawaii!‘ Das war schön! Aber jetzt Sie können sich gar nicht vorstellen, was los ist! Oh, warten Sie bitte kurz, da muss ich noch schnell abheben!“
„Krone“: Wir haben Ähnliches vergangenes Jahr erst beim 80. Geburtstag von Frau Hörbiger erlebt. Ihr wurde es am Ende schon zu viel.
Koller: Die Hörbiger! So eine große Schauspielerin, so eine tolle Frau! Sie hat es ganz richtig gemacht und dreht nicht mehr. Sie hat jetzt endlich Zeit für sich und ihre zwei Hunde. Aber ich? Was hab ich? Keine Hunde und keinen Mann! Und arbeiten tu ich immer noch wie ein Pferd. Gestern war ich erst wieder in Berlin für eine TV-Show.
Wie feiern Sie eigentlich Ihren Geburtstag?
Ich werde mit meinem Bruder, meiner Nichte und Schwester ganz gemütlich essen gehen. Nichts Besonderes. Ich fühle mich ja schon ein halbes Jahr lang wie 80, weil man mir täglich gratuliert und mich feiert. Jetzt ist es jetzt leider so weit, dieser verdammte 80er.
Verdammt?
Ja, weil 7 ist meine Glückszahl. Die ist jetzt futsch. 80 ist nicht lustig für eine Frau.
Frau Koller, ich bitte Sie! Sie, die ewig Frische. Eine Figur wie eine Junge, und liften haben Sie sich auch nie lassen. Sie gehen doch so souverän mit dem Alter um.
Wenigstens kann ich noch lachen. Wenn ich einmal nicht mehr lachen kann, dann wird es wirklich schlimm. Was soll ich Ihnen sagen? Vorhin wollte ich mir die Wimpern machen, aber die werden auch schon weniger. Und meine Haare sind so dünn, die fallen immer gleich zusammen. Aber alles Künstliche lehne ich ab. Man sieht deswegen ja nicht besser aus, sondern nur anders. Das gefällt mir nicht. Das Alter sieht man ja trotzdem.
Vor drei Jahren haben Sie mit einem um fast 40 Jahre jüngeren Mann Schlagzeilen gemacht. Die „Bunte“ zeigte sie planschend auf Sansibar mit Michael Balgavy, einem Multimedia-Grafikdesigner. Was wurde eigentlich aus ihm?
Es ist eine wunderschöne Freundschaft, eine tiefe Seelenverwandtschaft. Das ist viel mehr als ein Liebhaber. Glauben Sie mir, ich weiß das. Momentan sehen wir uns ja nicht so oft, weil er mit „Hollywood in Vienna“ sehr erfolgreich ist. Darum verzögert sich jetzt auch mein neues Buch ein bisserl.
Es heißt „Dranbleiben! Wie man auf dem roten Teppich bleibt - oder elegant runterkollert“ - ist das wirklich der Titel? Ist Ihnen das eingefallen - „runterkollern“?
(amüsiert) Ja! Weil ich doch im Burgtheater mit dem Stöckel im Teppich hängen geblieben und genau vor meinem Freund Thomas Drozda hingeflogen bin. Ich hab mich so geniert. Aber das darf man sich nicht anmerken lassen.
Könnten Sie sich vorstellen, sich noch einmal zu verlieben?
Ich glaub eher nicht, aber wer weiß? Ausschließen kann man gar nichts. Vielleicht steht mir morgen schon einer gegenüber, und ich verlieb mich? Nur in meine Wohnung kann ich ihn nicht lassen (lacht). Da ist der Zilk noch so präsent. Da würde er sich nicht wohlfühlen. Und das könnte ich dem Helmut auch gar nicht antun. Er war so ein toller Mann. Dass mich so ein toller Mann so verehrt - das war schon was Besonderes.
Gehen sie noch oft zum Grab?
Es gibt mir ein gutes Gefühl und Kraft. Wenn ich hinkomme, hau ich mit der Hand auf den Stein und sag’: „Da bin ich wieder!“
Sprechen Sie mit ihm?
Ständig! Ich frag ihn oft um Rat. Jetzt muss ich ja alles alleine entscheiden. Das ist nicht lustig.
Sie sind durch Ihre Life-Ball-Auftritte bei den Jungen sehr populär. Haben Sie Anknüpfungspunkte? Ich hab Sie z.B. auf Facebook entdeckt. Und auch auf Instagram: Sie ausgelassen auf einem Pferd mit dem Text „Hü Hott!“ oder beim Kochen mit Karotte und der Frage: „Was würdet ihr von einer Kochshow mit mir halten?“ Posten Sie das alles selbst?
Ja, da stelle ich Bilder rein, die mir gefallen und schreib was Lustiges dazu.
Sie könnten ja noch Bloggerin werden oder, wie es so schön heißt, „Influencerin“?
Ich bewundere ja immer, wie die mit so was Geld machen! Obwohl ich Tipps geben könnte, wie man alte Kleidungsstücke so trägt, dass sie neu aussehen. Ich hab z. B. eine gelbe Bluse aus der Hippiezeit oder eine Hose aus 1968, für die ich heute noch Komplimente krieg.
Und in die Sie immer noch hineinpassen!
Das Gewicht ist immer gleich. Das heißt, ich wiege heute sogar weniger als früher. 52 Kilo statt 54. Aber die Figur verändert sich. Ich bin sehr streng mit mir. Mein Gesicht hat mir nie gefallen, die Figur aber schon!
Was halten Sie von Selfies?
Da muss man halt mitmachen. Manchmal ist das furchtbar. Da kommen manche so nah, da spürt man schon die Wange. Die sind so raffiniert, manche Männer!
Was sagen Sie zu den #MeToo-Vorwürfen gegenüber Plácido Domingo?
Dieser fantastische Tenor! Das ist doch der größte Skandal … jetzt nach 30 Jahren! Ich habe ihn als stets höflichen Mann kennengelernt. Er war zu jeder Frau freundlich.
Ist Ihnen nie Ähnliches geschehen in Ihrer Karriere?
Nein, mich hat nie einer begrapscht. Das hätte sich keiner getraut.
Haben sie noch Kontakte zur SPÖ? Zum Nach-Nachfolger Ihres Mannes, Michael Ludwig?
Er ist ein so reizender Mensch. Der Helmut wäre sicher sehr zufrieden mit ihm. Und er macht jetzt ja auch so einen schönen Empfang für mich am 30. August!
Was halten Sie von Pamela Rendi-Wagner?
Sie ist so eine schöne Frau! Und Ärztin ist sie auch noch. Aber ich kenne sie nicht persönlich. Ich finde auch unsere neue Kanzlerin toll, die schaue ich mir sehr gern an.
Ist jemand wie Sie manchmal auch einsam?
Manchmal bin ich so erschöpft, dass ich nur die Türe hinter mir zumache. Aber manchmal bin ich schon traurig, dass ich so alleine bin. Gott sei Dank habe ich mir liebe Freunde geschaffen, die verlässlich sind.
Was war die beste Entscheidung in Ihrem Leben?
Dass ich nicht mehr auf die Bühne zurückgegangen bin - obwohl das sehr verlockend war. Aber wissen Sie: Die Nerven sind nicht mehr so gut.
Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?
Mein Lebenstraum ist noch immer, mit einem Wohnmobil durch die USA zu fahren. Aber dazu brauche ich noch einen unternehmungslustigen Reisebegleiter. Michael Balgavy ist zu beschäftigt dafür. Das kann aber auch eine tüchtige Frau sein, die gut Auto fährt und mit der man Spaß hat. Sonst wünsche ich mir eigentlich nichts mehr. Ich hab so viel erreichen und erleben dürfen. Ich bin zufrieden.
Edda Graf, Kronen Zeitung
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