Amazonas-Waldbrände
Bolsonaro tobt wegen „kolonialistischem“ Macron
Äußerst irritiert zeigt sich Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro über den Vorschlag des französischen Staatschefs Emmanuel Macron, die verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet beim G7-Gipfel am Wochenende zu diskutieren. Macron wolle eine „innere Angelegenheit“ Brasiliens und anderer Amazonas-Anrainerstaaten „instrumentalisieren“, um „persönlichen politischen Profit“ daraus zu schlagen, tobte der rechte Politiker am Donnerstag auf Twitter über die „kolonialistische Denkweise“ Frankreichs.
Kurz zuvor hatte Macron auf seiner Twitter-Seite angekündigt, das Thema auf die Agenda des Gipfels der führenden Industrienationen im französischen Seebad Biarritz zu setzen. „Unser Haus brennt. Wortwörtlich“, schrieb der Franzose auf Twitter zu einem Foto des brennenden Regenwalds. Die Brände bedeuteten eine internationale Krise, so Macron. Er rief die Regierungschefs der G7-Länder auf, „diesen Notfall“ als ersten Punkt beim Gipfeltreffen ab Samstag zu besprechen.
Macron postet falsches Bild von Waldbränden
Neben dem „kolonialistischen“ Gebärden Macrons warf Bolsonaro seinem französischen Amtskollegen zudem vor, für seinen Tweet ein falsches Bild verwendet zu haben. Tatsächlich zeigt das Foto nicht die aktuellen Brände und ist schon Jahre alt. Es stammt vom US-Fotografen Loren McIntyre, der bereits 2003 starb. In der aktuellen Debatte über die Brände wird das Bild häufig gepostet, zuletzt auch von Hollywoodstar und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio.
Spenden als „Angriff auf Souveränität Brasiliens“
In einem Facebook-Live-Video sagte Bolsonaro, dass jene Länder, die für die Erhaltung des Regenwaldes spendeten, das nicht aus „Wohltätigkeit“ tun würden, sondern um in die Souveränität Brasiliens einzugreifen.
Nach der weltweiten Empörung über die Brände in der Amazonasregion betonten auch die Vereinten Nationen die Bedeutung intakter Wälder. „Der Erhalt des Waldes ist für unseren Kampf gegen den Klimawandel von entscheidender Bedeutung“, sagte der Sprecher von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, Stephane Dujarric. Die Vereinten Nationen seien besorgt über die Lage in dem Gebiet und die bereits verursachten Schäden.
Die Brandrodungen, die derzeit im Amazonas abgehen, sind eine Katastrophe", beklagt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich, im krone.at-Talk mit Vanessa Kuzmich.
Bolsonaro verdächtigt Umweltschützer der Brandstiftung
Unterdessen leitete die brasilianische Justiz wegen der Feuer erste Ermittlungen ein. Bolsonaro hatte zuletzt vermutet, Umweltschützer hätten die Brände gelegt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und seine Regierung in ein schlechtes Licht zu rücken.„Jeder“ könne hinter den Waldbränden stecken, „aber die Hauptverdächtigen kommen von den NGOs“, meinte der Präsident.
In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Jänner nahmen die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zu, wie die Zeitung „Folha de S. Paulo“ berichtete. Insgesamt wurden demnach mehr als 72.800 Brände registriert. In den meisten Fällen waren Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und indigenen Ländereien brechen immer wieder Feuer aus.
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