Karl Schnell, lange Salzburger Obmann der FPÖ, über Heinz-Christian Strache: Die Video-Macher haben uns allen die Augen geöffnet, so Schnell.
„Krone“: Heinz-Christian Strache hat Sie im Juni 2015 aus der FPÖ ausgeschlossen: Ist sein tiefer Fall eine Genugtuung für Sie?
Karl Schnell: Nein. Er hat damals acht demokratisch gewählte Abgeordnete aus Salzburg einfach abserviert. Seit damals sagte ich mir: Mit der Demokratie steht er auf Kriegsfuß. Ich würde jenen Leuten, die das Video gemacht haben, den höchsten Orden verleihen, weil sie den Österreichern die Augen geöffnet haben, wie H.-C. Strache wirklich tickt. Ein Video hätte ich mir auch damals beim Putsch gegen uns in Saalfelden gewünscht. Da hätte man sehen können, wie sich H.-C. Strache, Herbert Kickl und Norbert Hofer aufgeführt haben. Straches Absturz zeigt nur, wie schlecht es um die Demokratie in Österreich wirklich bestellt ist.
Video aus dem Archiv: Das geschah in der Finca auf Ibiza
Die Autoren des Ibiza Buches, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer, die das ganze Videomaterial kennen, urteilen: Strache sei ein Politiker, der Korruption in Aussicht stelle ...
Ich wundere mich, warum Strache noch nicht in U-Haft sitzt. Er war schließlich nach diesem Video Vizekanzler. Wer überprüft, welche Geschäfte mit welchen Firmen gelaufen sind? Wer verhindert nachträgliche Absprachen? Das Erschütterndste ist für mich, dass es nach der Ibiza-Affäre noch immer Leute gibt, die ihn ins EU-Parlament wählten. Jemand, der ganz offen staatliche Aufträge zum überhöhten Preis anbietet oder den Verkauf des Wassers auch nur andenkt, der hat in der Politik keinen Platz.
Jetzt überlegt Ex-Kanzler Kurz neuerlich eine Koalition mit den Blauen?
Das ist für mich wie ein Offenbarungseid, wie es um die politische Moral und die politische Landschaft in Österreich bestellt ist.
Jetzt sagt Strache: Das war alles nichts Ernstes, man habe viel Alkohol getrunken, nichts als Macho-Gehabe?
Als Allgemein-Mediziner kann ich sagen: Strache hat im Video nicht gelallt, er hat deutlich gesprochen und gewusst, was er gesagt hat. Ich kenne ihn als einen, der vor allem immer eines war: machtbesessen.
Wie beurteilen Sie den Zustand der FPÖ?
Wir haben einst im FPÖ-Wahlkampf plakatiert: „Arbeit & Moral statt Gier und Kapital“. Wenn ich mir die Partei heute anschaue: Vor allem in Salzburg ist sie in einem desaströsen Zustand. Unter meiner Führung waren wir zweimal stimmenstärkste Partei im Land, bei Nationalrats- und EU-Wahlen.
Bereuen Sie, jemals in die Politik gegangen zu sein?
Nein, wir haben 25 Jahre gute Politik gemacht. Ich würde es aber nicht wieder tun.
Wen wählen Sie im September?
Ich gehe nie wieder wählen. Es gibt keine Gegenwehr anderer Parteien, die ja sagen sollten: Wie verrückt muss man sein, mit einer Partei zusammenarbeiten zu wollen, die jemanden wie H.-C. Strache schützt?
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.